herausgesucht und mitgenommen. Eine Stunde später kamen 7 Frauen zurück. Die restlichen 3 Frauen wurden am anderen Tage am Stacheldraht tot aufgefunden.

Am selben Abend kam Seidel in den Abend stunden in den Arbeitsraum. Er war sehr erregt und hat zunächst einen Arbeitskameraden von mir mit einem Eisenstück über den Kopf geschlagen, so daß er blutete und zusammen­sank. Dann kam er zu mir und schlug mich ebenfalls so lange, bis ich be­wußtlos liegenblieb. Als ich wieder erwachte, fragte ich nach meinem Kame­raden. Den hatte man zuvor in die Ambulanz getragen. Ich habe ihn dann gepflegt. Die Ärzte sagten mir, er habe einen Schädelbruch davongetragen. Als ich wenige Tage später von meiner Nachtschicht zurückkehrte, war er verstorben.

An einem Sonntag erschien Seidel mit dem Lagerführer im Judenlager, ließ sämtliche Lagerinsassen heraustreten und hielt ungefähr folgende An­sprache: ,, Ich weiß, daß unter Euch schwangere Frauen sind. Damit haben sie das Todesurteil in der Tasche. Wer nicht mehr arbeiten kann, weiß, daß es ein Werk C gibt. Dort werdet Ihr verbrannt und aus Euch wird ein schönes Stückchen Seife. Wenn eine schwangere Frau unter Euch ist, mag sie heraustreten, dann werde ich der Chirurg sein und dadurch wird sie am Leben bleiben. Da sich keine schwangere Frau meldete, ließ Seidel 8 Männer und 4 Frauen, die durch ihre Bekleidungsstücke oder durch schlechtes Aussehen auffielen, heraustreten. Diese 12 Menschen wurden auf einen Lastkraftwagen verladen. Die 12 Leute habe ich nie wieder gesehen.

Eines Tages, als wir von Schicht kamen, begegnete uns Seidel in Uni­form mit der Hakenkreuzbinde. In unserer Mitte befand sich auch eine hochschwangere Frau. Seidel ließ uns alle halten, befahl der Frau, sich auszuziehen. Seidel hat dann die nackte Frau auf den vorderen Teil des Körpers mit einer Peitsche so jämmerlich geschlagen, bis sie zusammen­brach, daß es uns alle furchtbar erschütterte. Dann wurde von Seidel an­geordnet, daß die Frau auf einen schwarzen Wagen geladen werden mußte. Zu welchem Zweck die Frau auf den Wagen geladen wurde, konnte uns allen nicht verborgen bleiben."

دو

Der Staatsanwalt fragt den Zeugen, ob er sich der Namen der drei Frauen erinnere. Der Zeuge antwortet:, Von den damals von Seidel verschleppten Frauen weiß ich, und das kann ich zuverlässig sagen, daß die eine aus Opatow und die andere aus Such odlew gewesen ist."

Die Vertreter der Behörde stellen aus dem Vorgang fest, daß Ida Milchmann, die aus anderen Vorgängen als eine der betreffenden Mäd­chen bekannt wurde, tatsächlich aus Suchodlew gebürtig war.

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