Immer zahlreicher wurden gegen Kriegsende bei der Arbeitsformt rung die Kolonnen derVerfügbaren, die infolge von Materialmangel keine feste Arbeit mehr hatten, und die daher von den verschiedenen Anweisungshäftlingen zu den täglich anfallenden Gelegenheitsarbeiten herausgemustert wurden, das wirkte wie auf dem Sklavenmarkt. Die= Bedeutung des Wortesverfügbar, das auf dem Arbeitsmarkt auch außer- halb des Lagers eine so große Rolle spielt, ist mir dabei so recht klar

geworden! Wer übrig blieb, mußte die schweren Eßkessel schleppen u.a.m. 150 Zentner Gemüse(Kohl und Rüben, Rüben und Kohl)| wurden täglich allein in der Hauptküche mittags gekocht und ausgegeben, F# nebenher noch Pellkartoffeln. In der letzten Zeit kamen diese gleich mt| der Schale mit ins Essen! Im Herbst gab es einige Wochen hindurch rote

Rüben, dabei erholte man sich sichtlich!" Am Abend gab es Y Liter Grütze, seltener Haferflocken. Die Portionen auf den einzelnen Blocks waren infolge der Schiebungen seitens der Beteilegten verschieden groß. 3

Über die Arbeit kann ich wahrheitsgetreu nur das berichten was ich selbst mit erlebt habe. Die 800, später 2000 Strickerinnen, zu denen ich

5 Monate lang gehörte, waren nur Frauen von 40 Jahren aufwärts, bzw.

Körperbehinderte. Sie waren in Tagesräumen mehrerer Wohnblocks unter- 4 gebracht. Später wurden noch besondere Werkbaracken für die Stricker eingerichtet. Im Block 14 saßen wir über 100 Strickerinnen eng aufein- E ander, sodaß ein ständiger Zank um den Platz tobte. Es wurden lange 4 wollene Frauenstrümpfe gestrickt, teils für das eigene Lager, teils für E andere Lager oder sonstige Verwendung. Das vorgeschriebene Pensum war: 2 Strümpfe in der Woche! Die meisten leisteten das auch. Manche strickten sogar jeden Tag einen ganzen Strumpf. Wer sein Pensum nicht leistete, lief Gefahr, denVerfügbaren(Gelegenheitsarbeitern) zuge teilt zu werden. Das galt für alle Arbeit. Bei den älteren Strickerinnen

nahm man es nicht so genau. Ich: selbst habe niemals auch nur einen

Strumpf in der Woche fertig gebracht, dafür aber allerhand Dienste aus- geführt, für die sich nicht jeder eignete. Vor allem habe ich mitgeholfen, die Stimmung hochzuhalten. Das war eine sehr wichtige und gewiß nicht_ leichte Aufgabe. All die braven Frauen aus Block 14 können das bezeu- gen, die mir später, als wir alle auseinandergerissen waren, oft noch die Hand drückten und an die Zeit dachten, als ich ihnen beim Stricken vorlas oder abwechselnd mit Frau Bergmann, Krause, Müller, Kobler und anderen erzählte. damit die Zankhähne sich nicht in die Haare

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