VII. Memorandum:

Wo bleibt das Deutsche Recht?

. Der Rechtsauffassung aller nordischen Völkerschaften lag die Vorstellung von

einer ewigen Gerechtigkeit zugrunde, die über allen Göttern, Mens schen und Schicksalen waltet.(Beispiele: Tempel des unbekannten Gottes in Athen , Götterdäimmmerung bei den Germanen u.a.). Vor diesem ewigen Richter, dieser ewigen Gerechtigkeit will ich mich verantworten.

. Als deutsche Rechtswahrerin bitte ich nach deutschem Recht beurteilt zu

werden, d.h. von der Gesinnung und dem inneren Wesen her. Der deutsche Rechtswahrer vertritt die Belange des Volkes. Er beurteilt einen jeden(und ist auch selbst zu beurteilen) als Gesamtpersönlichkeit, nach seinem Wert als Glied der Gemeinschaft.

. Meine Gesinnung ergibt sich aus meinem Leben und Schaffen.

a) Mein äußeres Leben ist schlicht, geordnet und ohne großen Aufwand. Auch meine Studienreisen in fremde Länder mußten sich durch Vorträge, Artikel und soziale Arbeit selbst tragen. Ich stehe seit meiner Jugend auf eigenen Füßen.

b) Mein Schaffen erfüllt meine ganze Seele. Der Kampf für Wahrheit, Gesit- tung und Recht macht auch den Inhalt meines beruflichen Lebens aus/ Es gibt für mich keine andere Aufgabe, als das deutsche Volk wieder von den Artwidrigkeiten zu befreien, d.h.es vor dem Untergang retten zu helfen.

. Arglos und arbeitsam bin ich trotz aller Anfeindungen auf meinem Platz

geblieben und habe mich nicht durch Gegenmaßnahmen: der Intrige auch schuldig gemacht. Aufrichtig und wahr und ohne Falsch bin ich jederzeit: das ist eine erwiesene Tatsache.

Der germanisch-deutschen Rechtsauffassung entgegen rechnen meine Gegner mit dem noch heute vorherrschenden sophistischen Rechtsdenken: durch ent stellte oder erlogene Einzelheiten konstruieren sie ein Zerrbild von mir! das dem Urteil zugrunde gelegt werden soll.

Der Klüngel meiner Gegner setzt sich folgendermaßen zusammen: Vorge» schobene Stenotypistinnen, neidische Kolleginnen, die zu feige sind, sich offen mit mir auseinander zu setzen, Postenjäger, die um des eigenen Vorteils willen den Schranzen Gefälligkeiten erweisen.

Mit dieser Sphäre von Schmutz und Gemeinheit habe ich nicht das Mindeste zu tun. Ich kämpfe einen offenen Kampf gegen kollektivistisches Klüngel-

wesen und Korruption. Daß ich damit in ein Wespennest steche, liegt auf der Hand.

Beschluß wolle gefaßt werden: Das deutsche Recht bautauf Treu und Glauben auf. Bekämpfung der Arglist ist der Weg zum deutschen Recht.

Eine neue Welt will erstehen. Es wird Zeit, daß die Fronten sich klären und nicht mehr die Völker sich gegenseitig vernichten zum Gaudium des Artgegners, der der Feind aller Völker ist, sie ausraubt und aussaugt. Artgegner ist nicht ein bestimmtes Volk, eine bestimmte Klasse oder Rasse, sondern die Gesamtheit der entarteten Elemente, wo es auch sei. Den Endkampf gegen die Herrschaft des Artgegners in der Welt führen wir auf dem Wege der inneren Läuterung im Sinne der ewigen Gerechtigkeit.

Berlin , Alexanderplatz , den 10. 6. 1942,

Dr. Emmy Wagner, als Gefangene der Gestapo .