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den Blocks die Ärmsten der Armen, verhungert, Tote über Tote Leichenberge hinter den Baracken, im Krematorium ein Bild des Schreckens und mancher Berichterstatter mußte sich entsetzt abwenden und war nicht fähig, solche Bilder des Grauens länger zu er­tragen.

Das Lager ,, Buchenwald " ist wie so viele Konzentrationslager der Nazidiktatur das er­schreckendste Schandmal der Zivilisation. Es ist aber nur ein Mosaik aus dem schauerlichen Bild, welches ,, Großdeutschland" der Welt geboten hat an geistiger Verkommenheit, niederträchti­ger Bestialität und blutrünstiger Gemeinheit.

Die Konzentrationslager von Dachau , Flossen­ bürg , Auschwitz und Bergen- Belzen, die Lager in, Sachsenhausen , Lichtenburg , Sachsenburg, Oranienburg , Neuengamme , Ravensbrück , Maut­ hausen , Groß- Rosen, Ohrdruf , Natzweiler , Mai­ danek ( Lublin ), Tremblinka in Polen u. a. waren offizielle Mordzentralen der Hitler - Regierung.

Hier wurden mehr als 15 Millionen unschul­diger Menschen aller Länder ermordet. Man hielt hier politische Gegner jahrelang fest, nur weil sie den Ungeist der Nazi- Ideologie bekämpft haben. Kommunisten und Sozialdemokraten, Demokraten und Anhänger aller politischen Parteien wurden, weil sie Gegner der NSDAP . waren, mißhandelt und ermordet.

Werktätige aller Länder, Bauern und Ar­beiter, Geistliche und Ernste Bibelforscher waren mit Verbrechern und Mördern zusammen in Zwangsarbeit.

In den Gaskammern von Auschwitz und in Bergen- Belzen wurden Juden aller Länder in grausamster Weise umgebracht, indem man sie langsam vergast hatte. Männer und Frauen, ganze Familien mit ihren Kindern, mehr als 5 Millionen Menschen waren in Auschwitz ver­gast worden. In Tremblinka in Polen starben 3 Millionen Menschen in den Gaskammern.

Das war das ruchlose Werk eines ,, Adolf Hitler " und seiner Verbrecherorganisation, dem das deutsche Volk Treue geschworen und zu­gejubelt hatte, solange er Erfolg gehabt und in einem fragwürdigen Triumphzug aus irr­sinnigem Machtrausch fremde Völker überfallen konnte. In jedem Menschen aber, der eine andere Gesinnung und Auffassung von Men­schenrecht und Sozialismus hatte, sah er einen Staatsfeind, der ausgerottet werden mußte.

Deutsche Antifaschisten und Kommunisten waren die ersten Opfer nationalsozialistischer Konzentrationslager.

An dieser Stelle soll auch der vielen Kame­raden gedacht sein, die in jahrelanger Mühe und Arbeit im Lager einen Krankenbau und damit eine Oase in der Wüste geschaffen haben, wo ein großer Teil der Kranken Fflege und Ge nesung fand unter der tatkräftigen Leitung un­seres früheren I. Lagerältesten Ernst Busse .

Vor der ganzen Welt und der Geschichte wird sich nun das deutsche Volk zu verantworten haben, daß solche Dinge in Deutschland ge­schehen konnten; die Welt wird Sorge tragen, daß der böse Geist der Nazi- Ideologie und Rassentheorie eines Rosenberg und Komplizen ausgerottet wird und ebenso die schwarze Pest eines Himmler, von der einst Goebbels , der schwarze Magier der Massen- Suggestion, mit Stolz sprach:

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Wir sind die Elite der Nation!"

Das Lager Buchenwald soll auf Wunsch der ehemaligen Gefangenen nicht vernichtet werden. Dieses Lager soll allen Nationen ein Mahnmal für ihre kommenden Geschlechter sein und zu­gleich eine Ruhestätte für unsere vielen Kame­raden, die als Opfer der Nazipest ihr Leben ge­lassen haben.

Ich selbst habe dort vom 12. September 1938 bis 11. April 1945 als politischer Gefangener ein an grauenhaften Erlebnissen und unsagbaren Entbehrungen reiches Leben fristen müssen, nachdem ich zuvor schon im Konzentrations­ lager Dachau bei München vom 12. Mai 1937 bis 12. September 1938 festgehalten worden war. Daß ich diese langen Jahre meines Lebens, acht Jahre, überstehen konnte und ich nicht umgekommen bin, habe ich nicht meiner Kraft allein zu verdanken, sondern der treuen Kame­radschaft meiner Mitkämpfer und Leidensge­fährten und einer höheren Macht, deren Wirken ich dort so oft erkennen konnte und die meinen Lebensweg bestimmt hat.

Die letzten Aschenreste aus dem Krematorium habe ich in einer kostbaren Urne verwahrt. Diese Urne soll einen würdigen Platz auf dem Grab­mal erhalten, das ich auf dem Friedhof zu Weimar aus dem Erlös dieses Berichtes unseren Kameraden errichte.

Weimar - Buchenwald , im Juli 1945.

W. A. Beckert.

Alle Verlagsrechte vorbehalten, auch das Recht zur Übersetzung in fremde Sprachen. Zensiert und genehmigt zum Druck durch die Sowjet- Militär- Administration.

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