In Dachau wurden bei der Besetzung durch amerikanische Truppen 80 Waggons mit Leichen angetroffen. Nach der Besetzung des Konzen­trationslagers ,, Buchenwald " durch die 3. ameri­ kanische Armee waren noch rund 21000 Häft­linge verblieben. Unter diesen befanden sich in stationärer Behandlung des Reviers 3150. An Invaliden, Alten und Kindern zirka 4300.

Am 11. April 1945, nachmittags gegen 3 Uhr, drangen die ersten amerikanischen Panzer in den Bereich des Lagers ein. Die deutsche Ver-. teidigung war sehr gering, die SS- Wachmann­schaften waren bereits abgerückt, die Komman­dantur geflüchtet, nachdem sie noch als letzte Schandtat 25 Häftlinge, die im Arrest unter­gebracht waren, erwürgt hatte. 46 politische Häftlinge waren einige Tage zuvor gerufen wor­den, sollten noch kurz vor Räumung des Lagers liquidiert werden. Diese 46 Häftlinge folgten dem Befehl nicht, erschienen einfach nicht zur Meldung und wurden im Lager versteckt. Da wir mit Liquidierung des Lagers vor der Flucht gerüchtweise der SS - Mannschaften rechneten war bekanntgeworden, daß die SS- Sonderforma­tion befohlen hatte, das Lager zu beschießen und durch Flammenwerfer niederzubrennen-, hatten wir zirka 1000 Gewehre, Panzerfäuste, Pistolen und einige MG. versteckt gehalten. Als die ersten Panzer beobachtet wurden, bewaff­neten sich unsere jungen Kameraden und stürm­ten das Drahthindernis. Kein Schuß fiel- die SS war geflüchtet. Die weißen Fahnen wurden auf den Dächern der Wohnblocks gehiẞt unter unbeschreiblichem Jubel drangen wir durch den Draht und holten die Panzer des be kannten Generals Patton herbei.

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Durch offiziellen Todesschein des Lagerarztes wurden seit Bestand des Lagers 32 703 Tote ge­zählt doch unter dieser Zahl befindet sich nicht die Masse der Exekutionen an Kriegs­gefangenen und der Morde im Krematorium und der Außenkommandos. Insgesamt wurden im Krematorium zirka 60000 Menschen verbrannt. Sterblichkeitsübersicht ab 1. Januar 1945:

Durchschnittsbelegschaft

Januar 1945.... 61000 Februar 1945.... 62000 März 1945...... 82000 vom 3.- 10. April 1945

bei Zugängen 22906

an Toten 6477 5614

12581

8508

5479

915

Der Gesundheitszustand der größten Zahl der früheren Gefangenen ist bedauernswert schlecht, die Krankenbaracken des Lagers sind überfüllt, ebenso die provisorischen Lazarette, und nur

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allmählich kommt Ordnung und Organisation in das frühere Vernichtungslager. Die Wasser­leitung des Lagers war von den abziehenden deutschen Truppen zerstört, wie auch die Licht­leitung. Tagelang mangelte im Lager das Wasser, die Latrinen und Klosetts waren nicht mehr zu benutzen, der Gestank war fast unerträglich und die Gefahr einer Seuche war gegeben. Die Lagerküche konnte kein warmes Essen ausgeben aus Mangel an Wasser, bis durch Tankwagen der Truppe Hilfe kam. In einigen Tagen war dieser Zustand beseitigt, die Leitung repariert, Licht- und Stromzufuhr gesichert.

Nachdem der amerikanische Platzkomman­dant und der General der 3. Armee Patton das Lager übernommen hatten, wurde dieses frei­gegeben zur Besichtigung durch die Bevölke­rung Weimars . In den ersten Tagen waren die Einwohner der Stadt Weimar und der Um­gebung gezwungen, den Weg nach dem Etters­berg zu Fuß zurückzulegen und die dort herr­schenden Zustände, das Verdienst der Nazis, zu besichtigen. Später kamen die Menschen zu Tausenden freiwillig aus allen Dörfern und Städten und besichtigten die Schreckenskam­mern des Kremos- die Mordbunker, die schauer­lichen Unterkünfte des ,, Kleinen Lagers", Isolierbaracken und andere Einrichtungen.

Schon am 12. April rollten die Kolonnen der 3. amerikanischen Armee mit ihren Sanitäts­parks, die Transporte des Roten Kreuzes, der kath. Missionen und Charité- Verbände der de Gaulle - Armee ins Lager. Die früheren SS­Kasernen wurden sofort als Lazarette einge­richtet.

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Die Lebensmittelversorgung des Lagers wurde nun durch ein internationales Lagerkomitee neu organisiert. Die Bevölkerung der Umgebung hatte in Kürze Lebensmittel aller Art geliefert - denn die Lagervorräte waren erschöpft 21000 Menschen waren zu verpflegen tage­lang rollten die Bauernwagen, LKW. und Trans­portmittel mit Nahrungsmitteln, Milch, Wasser nach dem Ettersberg und wurden auf über­füllten Straßen ins Lager geschleust. Lazarett­autos der Truppe, Wassertankwagen, Omni­busse u. a. standen rings um das Lager, und dazwischen standen die geretteten Gefangenen, gerührt und unfähig sich zurechtzufinden nach den furchtbaren Tagen der Aufregung und der Todesangst.

Vor den Wohnbaracken lagen die Toten auf den Straßen zusammengebrochen die Kran­ken und Hungernden, dazwischen Tote- in

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