mir das Leben neu geschenkt worden wäre; ich fühlte mich wieder als Mensch und konnte nach langen Tagen, auch wieder mit Messer und Gabel essen.

Dachau , dieser Name, der zusammen mit anderen noch be­rüchtigteren, bei vielen Deutschen ein Grauen hervorruft, ist nicht das Dachau der Nazi. Es ist ein schönes freundliches Städtchen, mit ordentlichen, gastfreundlichen Bewohnern, die keine Schuld an den Bestialitäten des Konzentrationslagers tragen. Mich selber hat Dachau gründlich wachgerüttelt, hat mich wieder zum aktiven Kämpfer gemacht. Dabei überlasse ich das Recht, ein verkommenes System anzuklagen, in erster Linie denen, die 8, 10 und noch mehr Jahre schuldlos in der Hölle eines Konzentrationslagers gelitten haben. Das was ich selbst zu ertragen hatte, mag dagegen verschwindend klein sein; aber es berechtigt mich zum Fürsprecher aller Opfer der Nazityrannei.

Zwei meiner besten Freunde Schneider- Kulmbach und Puchta­Bayreuth sind unter den zahllosen anderen die nicht mehr heim­kehren. Alle sind sie das Opfer des Hitlerschen Henkerknechtes Himmler geworden.

Im August 1945 erhielt ich davon Kenntnis, daß Puchta, dieser lebensfrohe, von Gesundheit strotzende Mann, als den ich ihn Jahrzehnte hindurch kannte, nicht mehr unter den Lebenden weilt. Bei der Besetzung des Lagers Dachau im April 1945, wurde er von den Amerikanern zwar noch lebend aufgefunden, starb dann aber an allgemeiner Entkräftung und Erschöpfung am 10. Mai 1945 in einem amerikanischen Lazarett. Im September 1944 drückte ich meinem Freund letztmalig die Hand; 8 Monate später hatte ein tyrannisches, verkommenes System auch diesen ge­sunden starken Mann durch Hunger und Terror zur Strecke ge­bracht.

Sein Tod wird in unserer oberfränkischen Heimat bei allen, die den geistvollen Menschen Puchta kannten, einen tiefen Eindruck auslösen. Für unsere Jugend soll sein früher Tod Mahnmal sein und sie anspornen, das Unrecht der Vergangenheit zu sühnen. Seiner Witwe spreche ich auch an dieser Stelle in tiefer Ver­bundenheit mein Mitgefühl aus.

Soll ich diese Schmach, die man mir und Hunderttausend an­deren, die man dem deutschen Volke angetan hat, fatalistisch hin­nehmen? Nein, tausendmal nein, sagt meine alte, wieder wach gewordene Kampfnatur. Sie alle, die großen Verbrecher und die kleinen Nazis, die immer bestrebt waren durch zutragen und de­nunzieren, auch in die Reihe der Großen" aufzurücken, sie alle

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