Vorwort.
Als Kind armer Eltern bin ich 1881 in Bayreuth geboren. Nach meiner Schulentlaffung erlernte ich das Buchdruckerhandwerk und arbeitete nach Abschluß meiner Lehrzeit in verschiedenen Städten. Schon in meinen jungen Jahren wurde ich mit den Organisationen der aufftrebenden kämpfenden Arbeiterbewegung bekannt. Bereits im Jahre 1898 wurde ich Mitglied des Deutschen Buchdruckerverbandes und im Jahre 1903 auch Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Damit setzte auch meine aktive politische Tätigkeit ein. Zunächst und in den folgenden Jahren mit einer Anzahl von Ehrenämtern betraut, wurde ich im Jahre 1919 als Kandidat zum Bayerischen Landtag aufgestellt und für den Wahlkreis Oberfranken gewählt. 13 Jahre ununterbrochen gehörte ich dem Bayerischen Landtag als Mitglied an.
Im Jahre 1908 wurde ich mit anderen Parteifreunden nach der oberfränkischen Kreishauptstadt gerufen um dort an der Gründung einer Sozialdemokratifchen Zeitung mitzuarbeiten. Nach vielen Bemühungen ist dies auch gelungen und die Geburtsstunde der Fränkischen Volkstribüne war da. Sehr bald hatte fich diefe Zeitung als eine scharfe Waffe im Kampfe der oberfränkischen Arbeiter um ihre politischen und wirtschaftlichen Ziele erwiesen. Im Fichtelgebirge und im Frankenwald galt fie als das einzige demokratische Sprachorgan. Durch die tatkräftige Unterstützung der dortigen Parteigenoffen konnte diefer Betrieb zu einem Musterbetrieb in technischer wie in fozialer Richtung ausgebaut werden. Im Jahre 1933 wurde dieser Betrieb von den Nazis befchlagnahmt. Als Geschäftsführer wurde ich neben anderen entlaffen und ftand nun arbeitslos neben diefem Lebenswerk auf der Straíze. Gleich anderen politischen Freunden war ich außerdem als Betriebsführer und Politiker der Brachialgewalt und der Diffamierung von Hitler- Horden besonders ausgesetzt.
In dieser Not befchloß ich, zufammen mit einem weiteren Opfer der Nazis, die Gründung einer neuen Eriftenz in Nürnberg. Unter der Firma „ Sonntag& Steeger" übernahmen wir in der Fränkischen Metropole eine Druckerei. Unermüdlicher Fleiß, akurate Arbeit und sorgfältige Bedienung unserer Kunden brachten auch diefem Unternehmen eine ständige und gute Entwicklung. Es kam das Jahr 1939 und neue Kriegsjahre und mit ihnen neue Schwierigkeiten, die zu meistern für ein junges Unternehmen nicht immer leicht waren.
Ich habe Hitler und seine Seuche in Wort und Schrift bekämpft, bis mir das 1933 unmöglich wurde. Ab 1933 habe ich mich jeder politischen Tätigkeit enthalten, ich war nur beschäftigt mit den eigenen Sorgen, meiner neuen Eriftenz. Inmitten diefer Arbeit wurde ich nach 12 Jahren grundlos verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Wie es mir dort ergangen, wie ich erneut die„ Großzdeutsche Freiheit" in 30 Tagen kennen lernte, schildern die nachstehenden Zeilen.
Der Verfaffer.