durch den Kamin des Verbrennungsofens zur Entlassung ge­kommen.

Nach und nach wurden beim Frühappell einige Namen auf­gerufen. Die Aufgerufenen mußten vortreten, dann wurde ihnen gesagt: Sachen mitnehmen und abtreten! Es konnte gar nicht schnell genug gehen, von ihren anderen Freunden und Schicksals­genossen konnten sie sich kaum verabschieden. Jeden Tag warte­ten wir nun mit größter Spannung auf die Namensaufrufung und immer waren wir voller Freude, wenn der eine oder andere der Freiheit zugeführt wurde. Die bange Frage: Bist Du nun auch bald unter den Glücklichen", wurde jedoch allmählich zur Qual und niemand konnte sich der Enttäuschung entziehen, wenn es Tage gab, an denen keine Namens- Verlesungen erfolgten. Nerven­tötend ging es Tage und auch eine halbe Woche so weiter; end­lich sollte auch mir der Weg in die Freiheit wieder offen stehen.

Meine Entlassung.

Mein Name wurde zusammen mit 4 anderen Insassen aufge­rufen. Nach Erfüllung einer Anzahl von Formalitäten, die mit unendlichem Warten einen ganzen Tag in Anspruch nahmen, galten wir als entlassen. Schon wieder in unseren Zivilkleidern, wurden wir noch durch den stellvertretenden Lagerkommandanten darüber belehrt, daß wir über alles, was wir im Lager gesehen und gehört haben, unbedingt zu schweigen hätten. Wehe euch, wenn einer von euch nochmals in das Lager zurückkommt, heraus kommt keiner mehr! Nun haltet euch daran, wegtreten! Nun waren wir endgültig entlassen und in Begleitung eines Unteroffiziers der Wehrmacht traten wir den Weg nach dem dreiviertel Stunden entfernten Städtchen Dachau an. Es ging nicht so schnell, bis ich mich wieder zurechtfand; die Ereignisse der letzten Wochen lasteten noch auf mir. Waren es auch nur 30 Tage, die ich in dieser Hölle zubringen mußte, so reichten sie doch aus, um meine an sich geschwächte Gesundheit ernsthaft in Gefahr zu bringen. Ich war um 17 Pfund leichter geworden und war mir bewußt, nochmals 30 oder gar 60 Tage einer so schweren Zeit wäre auch für mich zuviel gewesen. Auch ich wäre wahrscheinlich den Weg so vieler anderer gegangen, die ihre Angehörigen nicht mehr wiedersehen sollten. Nun lag all das Schlimme hinter mir. Ich sah wieder spielende Kinder, sah Menschen sonntäglich gekleidet zur Kirche gehen und konnte immer noch nicht fassen, daß der Ort des Schreckens hinter mir lag. Ich fühlte mich, wie wenn

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