Ausschlag, Grinden und offenen Wunden bedeckt. Angehörige aller osteuropäischen Länder waren hier wie die Tiere zusammen­gepfercht. Wir Deutsche teilten nun das Los dieser Unglücklichen.

Um Brot oder sonst irgend etwas Eßbares zu erhalten, drängten sich diese ausgehungerten Menschen an uns heran und be­stürmten auch mich mit allerlei Fragen. Ein junger, intelligent aussehender Mann, ein griechischer Student, fragte mich, ob hier in Dachau auch Gaskammern seien? Als ich ihm antwortete, daß ich auch erst angekommen sei und darüber keinen Auf­schluß geben kann, erzählte er mir, die Angst in den Augen, daß er aus dem Lager Auschwitz komme und daß man dort seine beiden Eltern und seine Schwester vergast habe.

Nun bekamen wir auch unser erstes Essen. Das Eßgeschirr bestand aus einer 1 Liter fassenden Schüssel. Als neu, waren diese Schüsseln einmal emailliert, im Laufe der Jahre abgenutzt, waren sie total verrostet. Löffel, Messer und Gabel kannten wir nicht. Wir mußten das Essen mit der Schüssel zum Mund ein­nehmen.

Auf Block 17 waren wir nun unter den gleichen würdelosen Verhältnissen, wie alle anderen Gefangenen, 3 Tage. Aus allen Teilen Süddeutschlands wurden täglich immer neue Verhaftete eingebracht; der Raum auf dem wir uns bewegen durften, wurde immer enger. Am 4. Tage wurden wir daher umquartiert, alle Deutschen kamen nach Block 15. Waren die äußeren Verhält­nisse hier zwar die gleichen wie auf Block 17, so bedeutete doch das Zusammenleben mit nur deutschen Landsleuten für uns alle eine seelische Erleichterung.

Das Essen bestand morgens aus schwarzem, bitteren Kaffee, dazu wurde ein halbes Pfund Kommisbrot ausgegeben, das für den ganzen Tag zu reichen hatte. Das Mittagessen bestand aus Kohlrabis oder Weißkraut; das Abendessen wechselte. Soweit wie möglich, bestand es aus Resten vom Mittag; dazwischen gab es auch mal ein Stückchen Käse und 20 gr Margarine, noch seltener ein Stück Wurst. Es kam auch vor, daß das Abend­menü" aus 2 Pellkartoffeln und einer rohen Zwiebel bestand. Das Mittagessen war für die meisten von uns ungenießbar. Das Kraut war hart, die Kohlrabis immer holzig und häufig von Käferlarven durchsetzt. Wir schlürften etwas an der Brühe und reichten den Rest durch die Fenster, den noch Hungrigeren im Hofe des Block 17. Diese Unglücklichen rauften sich dort um die von uns als ungenießbar betrachteten Abfälle, so wütete der Hunger unter ihnen. Das Bild war entsetzlich, die Schuld an solchen Verbrechen ungeheuerlich und mit nichts mehr zu entschuldigen.

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