Meine Verhaftung.

Am 22. August 1944 morgens 125 Uhr läutetete die elektrische Glocke meiner Wohnung. Groß war meine Überraschung als 2 Gestapo an der Türe erschienen, mich aus dem Bett holten und mir auf meine Frage, was denn los sei, erklärten: Sie müßten mich zu einer Vernehmung abholen und in das Polizei- Präsidium verbringen! Diese Erklärung war schon unwahr, denn man brachte mich dann zum Bahnhof und lieferte mich dort im Arrestlokal ab. Der Weg zum Bahnhof war für mich besonders quälend, denn mir war nun klar, daß ich verhaftet wurde, ohne daß ich auch nur mit einem Wort erfahren konnte, was man mir zur Last legt. Immer wieder fragte ich mich auch, ob der enge Freundeskreis, in dem Gedanken über die Nazi und ihre poli­tischen Verbrechen ständig ausgetauscht wurden, nicht mehr dicht gehalten und die Gestapo von diesen Zusammenkünften Kennt­nis erhalten? Als dann in der Arrestzelle der Riegel hinter mir einschnappte, atmete ich erleichtert auf. Eine Anzahl meiner früheren Parteifreunde, einige davon hatte ich viele Jahre nicht mehr gesehen, waren bereits anwesend und begrüßten mich. Sehr bald wurde mir nun auch klar, daß es sich um keine einzel­nen Verhaftungen, sondern um eine Aktion großen Stiles handelte; auch in den Nebenzellen waren die gleichen Schicksalsgenossen..

So vergingen einige Stunden als ich aufgerufen und zur Fest­stellung der Personalien in ein kleines Zimmer gebracht wurde. Meine dabei gestellte Frage: Was man mir denn zur Last legt? blieb unbeantwortet. Darauf erklärte ich, daß ich erst vor wenigen Tagen eine schwere Darmblutung durchzumachen hatte und noch krank sei. Mit der Bemerkung: Das wird der Arzt feststellen, waren meine Einsprüche und Beschwerden abgetan. In meine Zelle zurückgebracht, wurde uns kurze Zeit später eröffnet, die Zahl der Verhafteten war inzwischen auf 21 angewachsen, daß wir mittags mit der Eisenbahn abtransportiert würden. Groß­mütig" wurde dazu erläutert, daß beim Transport von einer Fes­selung Abstand genommen wird. Einer der Verhafteten erregte

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