Bitte erfüllt haben und meine Tochter Fortsetzung meines Lebens sein.

Mein Leben ist nun abgeschlossen. Mein Leben ist nicht vollendet, denn noch wollte ich erst bewußt leben, noch war ich voller Vorsätze und glaubte, noch viel leisten und erreichen zu müssen. Mein Leben hat nicht in der Summe der Leistung seine Vollendung gefunden, sondern wird jäh und gewaltsam abgebrochen. Es ist Vollendung im Tod, weil ich nicht anders leben konnte.

Ich will nicht sagen, daß mir das Sterben leicht wird mit meinen kaum 30 Jahren, es ist ein schwerer Gang, der bitter genug wird. Jedoch werde ich ruhig und ge­lassen meinen letzten Gang antreten. So ruhig und ge­lassen, wie ich im Bewußtsein bin, stark und fest und vor allem mir selbst treu geblieben zu sein. Denn so schwach ich auch oft im Leben in persönlichen Dingen gewesen bin, so unbeugsam war ich doch in einem: meiner Pflicht, so wie ich sie mir selbst gestellt, in der grundsätzlichen Haltung meiner Lebensauffassung.

Darum werde ich ruhig und gelassen die Richtstätte betreten und ruhig und gelassen sterben. Dies ist mein ganzer Stolz, den ich im Leben gehabt, sonst liebe ich das Wort Stolz nicht, es hat für uns einen schlechten Klang. Jedoch auf diese Haltung im Leben, die gewiß mitunter sehr schwer durchzustehen war, um mir selbst treu zu bleiben auf diese meine Haltung und in allen Situationen unbeirrt feste Lebensauffassung bin ich stolz. Eins noch gibt mir die unendliche innere Ruhe zum Er­tragen meines Schicksals, ein freies, unbelastetes Ge­wissen. Ich habe niemandem etwas Schlechtes zugefügt, habe nicht die geringste Schuld am Schicksal anderer. Ich werde sterben in der ruhigen Gewißheit, daß niemand mir fluchen wird, daß mich keine Schuld trifft am Leiden anderer, daß ich in jeder Beziehung unbelastet blieb, und wenn man meiner gedenken wird, dann nur im Guten.

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