bung spreche, so denke ich dabei z. B. nicht zuletzt an den Vorsitzenden des deutschen Freidenkerverbandes, der bis vor ein paar Tagen mein Bettnachbar war. Nein! Trotz der weltanschaulichen Kluft, die uns trennte, stan­den wir uns doch in gegenseitiger Achtung näher als andere. Ich fand in ihm einen Charakter, der vornehm und gerecht urteilte und gute Kameradschaft pflegte. Ich möchte meinen, in ihm wirkt unbewußt etwas weiter von christlicher Erziehung vieler Jahrhunderte. Ja, ich möchte irgendwie einen solchen Menschen eher zur Ge­meinde Christi rechnen, als so viele Getaufte, deren Seele unberührt geblieben ist vom heiligen ,, Pneuma" Christi. Ich habe nicht das Recht, über das jenseitige Schicksal eines Menschen zu urteilen. Jedenfalls aber ist es mein Glaube, daß ,, verloren" im eigentlichen Sinne und zur Hölle bestimmt nur ist, wer wider seine Gewissensüber­zeugung stand. Wieviel Christen sind da freilich schlech­ter daran als die Heiden."...

Nun ist es also geschehen! Ich bin ruhig! Ich habe Gott mein Leben angeboten für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche, er hat es angenommen. Seit Frei­tag bin ich nun in Brandenburg / Görden . Es ist die letzte Station. Etwas schwerer, aber ich kämpfe halt wieder aufs neue. Was für Gedanken macht man sich in meiner Lage. Es ist gut so, daß man hoch oben wohnt, da ist man dem Himmel nahe. Ob ich ihm nahe bin? Möchte der Herr mir bis zuletzt die Gnade der Treue schenken, trotzdem das Herz was für ein lebensfrohes, lebens­hungriges natürlich gegen den geistlichen Willen auf­begehrend... Aber ich will mich keinen trüben Ge­danken ergeben. Sie ergeben sich nur zu leicht, wenn man in Fesseln sein und damit auch schreiben muß. Es ist nicht einfach, auch wenn man im Glauben ,, ja" sagt... Ich glaube ja auch, doch muß ich manchmal dazu sagen: Herr, hilf meinem Unglauben.

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