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BELIEBEN

Berlin-Plötzensee, den 8. Februar 1943

Min leiv Vater und Mudding|

Draußen lacht die Sonne vom strahlend blauen Himmel, und ein frischer Ostwind jagt über die frühlingsahnende Erde. Wen: die Götter lieben, den nehmen sie jung zu sich! Und die Götter und das Glück waren trotz allem mir noch bis zum Schluß treu. Ich habe Euch noch ein- mal sehen dürfen, und an meinem letzten Tag bescherten sie mir noch dieses herrliche Wetter. Ein Omen soll mir das sein, daß die Liebe und das Licht den Tod überwinden,

Ich weiß, daß es viel schwerer ist zu überleben, als sich zu opfern! Ich weiß, daß das Schicksal Euch schwer zu tragen gibt, aber ich weiß auch, daß Ihr es tragen und mich und mein Leben verstehen werdet. Man kann vom Leben nicht alles verlangen. Ihr habt alles getan, um mir das Leben schön und leicht zu machen. Eure Sorge und Liebe haben mir in schweren Stunden bei- gestanden. Ich habe mir mein Leben selbst gestaltet. Wir Thews waren immer einer großen Leidenschaft fähig gewesen. Wir sind nicht von Blume zu Blume geflogen. Wo wir einmal ja gesagt hatten, haben wir unsere ganze Leidenschaft mit Herz und Seele freudig gegeben. Mein Leben war reich an Höhen und Tiefen, es war schön. Man kann nicht alles erleben, und ich glaube, daß es ein großes Glück ist, auf der Höhe seines Lebens, in seiner Kraft gehen zu dürfen.

Sicher hätte auch ich gerne noch manches erfüllt. Gerne Familie und Kinder gehabt. Nun, es hat nicht sollen sein. Darum wollen wir nicht rechten und hadern mit dem Schicksal. Die nach uns kommen, werden es vollenden.

So danke ich Euch heute, wie nur ein Sohn seinen Eltern danken kann. Wenn ich heute so ruhig und

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