Von Beruf bin ich Bildhauer, Holzschnitzer. Riemen­schneider, Veit Stoß , Jörg Ratgeb waren meine großen Kollegen, vor denen ich mich voll Demut im Dunkeln beuge. Sie starben an der Seite der Bauernrevolutionäre, im Kampfe gegen Fürsten und Kirche, gegen die Reaktion. Sie konnten nicht blind mit ansehen, wie die Bauern unter der Fron zugrunde zu gehen drohten. Ihr Herz zwang sie auf die Seite der Aufständischen gegen eine Reaktion, welche die Zeit zu ihren Gunsten fest­halten wollte.

Deshalb sind ihre Kunstwerke auch so unendlich schön, weil sie in der Zeit standen. Denn nur die Werke der Künstler haben Weltgeltung, sind unsterblich, die im seinen Konflikten gesellschaftlichen Geschehen und standen und stehen, die eine kleine Welt in einer größe­ren Welt darstellen.

Warum führte ich nicht ein zurückgezogenes Künstler­leben, abseits aller Politik? Weil dann eben diese Kunst nur eine kleine Geltung gehabt hätte und nicht un­sterblich lebendig gewesen wäre. So sterbe ich lieber, als daß ich das belanglose Leben der Vielen, Allzuvielen gelebt hätte. Es war wenigstens ein großes Ziel. Da außerdem das Dritte Reich nur seiner Kunst den Weg freigab, der Kunst einer politisch zum Untergang ver­urteilten Sache, war es zwangsläufig für mich, meine künstlerische Freiheit im politischen Kampf gegen ein nicht lebensfähiges chaotisches System zu erkämpfen, getreu den mittelalterlichen Vorgängern.

Kann je ein Mensch das Maß an Schmerzen, Kummer, Not, Elend und Verzweiflung ermessen, das all die Armen zu erdulden haben, weil sie an eine friedliche Ge­

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