Ach, Ihr Mütter!
Zunächst: Die Erschütterung des Wiedersehens ließ mich nicht genügend auf Euch eingehen, obgleich ich doch in soviel Liebe und Dankbarkeit an Euch denke.
Ich bin so froh, Toni, daß ich Dich wenigstens einmal sehen durfte. Durch Kurt hörte ich schon, wie tapfer und energisch Du bist. Du hast eine so unendlich schwere Aufgabe, zu der ich Dir von ganzem. Herzen die nötige Kraft wünsche.
Und Du, liebe, liebe Mutter! Mein Gedanke an Dich ist nur Sorge vor allem. Ich hoffe, daß Dein armes Herz dadurch, daß Toni mehrmals mit Kurt sprechen durfte, sich wieder ein bißchen erholen konnte von dem furchtbaren Schrecken, der Dir sicherlich so sehr geschadet hat. Ein Trost ist mir, daß der tägliche Lebenskampf Euch ein wenig von dem nutzlosen Grübeln abhält. Daß Ihr so wunderbar für uns sorgt, erfüllt mich mit Rührung und Dankbarkeit. Aus jedem Ding, das Ihr uns gebt, erkennt man so stark, wie liebevoll Ihr bemüht seid und wie es Euch gelingt, Euch in unsere Lage hineinzuversetzen. Nur dürft Ihr Euch, bitte, bitte, meinetwegen nichts absparen. Seht, ich habe noch viel zuzusetzen und habe doch immer wenig gebraucht, und der Umsatz hier in der Ruhe ist doch sehr gering im Gegensatz zum aufreibenden Leben draußen.
Ach, Ihr Lieben! Wie gerne würde ich Euch anders Und Euch danken, als mit solch kümmerlichem Brief. trösten. Das Schwerste für mich ist, die Ursache zu solchem großen Herzeleid zu sein.
Aber ich bitte Euch alle um das eine: Schämt Euch unserer nicht. Ihr wißt, daß wir keine Untermenschen
49