Viele dieser Briefe wurden ihren Empfängern nicht ausgehändigt, denn der faschistische Staat fürchtete auch noch die Worte der Toten. Erst nach dem Zusammenbruch sind sie aufgefunden worden.
Viele dieser Briefe gingen den illegalen Weg aus dem Zuchthaus. Denn die Widerstandskämpfer, durch die harte Schule der Illegalität gegangen, suchten nach ihrer Verhaftung sofort Möglichkeiten, um die Verbindung mit ihren Angehörigen und Kampfgefährten herzustellen. Sie verbargen ihre Botschaften in den Kleidern und der Wäsche, die ihre Familien zum Reinigen holten, menschlich denkende Gefängnisbeamte und Anstaltspfarrer brachten sie unter Gefahr ihres eigenen Lebens aus den Kerkermauern. Einige Gefangene verbargen die Niederschrift ihrer letzten Gedanken in den Dielenritzen ihrer Zellen, wo sie erst nach dem Ende der Herrschaft der Gestapo gefunden wurden. In ihnen spricht das stolze Bekenntnis zu ihrem Handeln, die Mahnung an die Überlebenden, den Befreiungskampf weiterzuführen.
Geschrieben zwischen Leben und Sterben, pulsiert in den Briefen der unerschütterliche Glaube an den Sieg der fortschrittlichen Kräfte. ,, Vor allem aber denke ich daran, daß die Menschheit sich im Aufstieg befindet", sagt Arvid Harnack angesichts des Galgens. ,, Besonders jetzt tu Deine Pflicht!", ruft Matthias Thesen seiner Frau kurz vor seinem Tode zu. ,, Niemand liebte die Sonne mehr als wir", bekennt Wilhelm Thews in seinem Testament. ,, Ich sterbe für eine bessere Zukunft", schreiben fast alle.
7