pfercht zu sein bei über dreißig Grad Hitze! Als wir in den ersten Morgenstunden in Berlin ankamen, waren wir alle völlig ermattet vor Hunger und Durst. Und doch gab es erst nach fünf Stunden ein Stücklein trockenes Brot und etwas Kaffee zum Trinken. Dieser mir ewig unvergeßliche Transport war der richtige Auftakt für das, was nun kam....

Berlin-Alexanderplatz

Ein Riesenaufgebot von Polizei und Hunden empfing uns in Berlin am Bahnhof. Kleine und große Gefan- genenwagen standen zu unserem Abtransport bereit. Ein Teil der Häftlinge, Menschen, die immer Lärm machen mußten, war zügellos. Die andern waren still und in sich gekehrt. Mir ging so viel durch die Seele. Ausgeladen wurden wir im Hof des weltbekannten großen Gefäng- nissesAm Alexanderplatz , wo Hunderte von Verurteil- ten, Schutzhäftlingen und Untersuchungsgefangenen ihres weiteren Schicksals harrten.

Viele Treppen ging es hinauf in diesem riesengroßen, unheimlichen Hause. Hoch oben im dritten oder vierten Stock wurden uns Zellen angewiesen. Ich trat mit meh- reren anderen in eine große Zelle. Da es noch nicht hell war und Licht nicht gemacht wurde, sah ich in den ersten Augenblicken nichts. Ein undefinierbarer Geruch drang mir entgegen. Allmählich gewöhnten sich die Augen an das Dunkel, und ich fing an, zu unterscheiden. Erschüttert war ich, als ich hier in dieser Zelle Mensch an Mensch auf dem Boden liegend gewahrte. Ich trat auf Menschen, so sehr ich mich auch bemühte, es nicht zu tun. Flüche schallten uns entgegen. Man war wütend über die nächtliche Störung. Kein Plätzchen war frei, und da die, mit mir eingelieferten Dirnen stärkere EII- bogen hatten als ich, waren sie schneller untergebracht, krochen zu irgendeiner ihrer Standesgenossinnen, die das Glück hatten, auf einer Pritsche schlafen zu können, wäh-

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