mehr ging. Aber Unheimliches kann ja der Mensch er- ertragen. Und für mich galt es trotz aller Hoffnungs- losigkeit: einmal muß ich herauskommen aus den Klauen der Gestapo , einmal will ich wieder zu Hause sein. Sol- ches Sehnen, verbunden mit einem festen Willen, machte mich selbst in diesen Stunden wieder stark.—
Weiterin ungewisse Zukunfthinein
Mit gemischten Gefühlen verließ ich meine stille Zelle. Ja, wenn Wände reden könnten! Ich verließ das Haus des Grauens, nahm noch einmal das seltsam Bedrückende dieses großen Gefängnisses in mich auf; meine Augen ‚wanderten die Kerkermauern empor, ich bedankte mich bei den Wachtmeisterinnen, die nicht begreifen konnten, warum man mich so quälte..Oft hatten sie mir, gerade in den letzten Tagen, gesagt:„Jetzt werden Sie bestimmt entlassen!“ Ach, entlassen! Freiheit! Goldene Freiheit!
Im Büro des Gefängnisses wurde ich drei Beamten der Gestapo übergeben und mußte in einen hocheleganten, offenen Wagen steigen, ohne daß man mir überhaupt irgendetwas über das Wohin der Reise sagte. Darnach zu fragen, war ich zu stolz. So fuhr ich denn wieder durch die so vertrauten Straßen der für damalige Begriffe schon tiefverwundeten Vaterstadt. Neben mir saß einer der Agenten, und als ich von einer bekannten Dame wäh- rend unserer Fahrt im offenen Wagen auf dem Prinzipal- markt gegrüßt wurde und still den Gruß erwiderte, fuhr dieser mich an:„Sie haben nicht zu grüßen, Sie sind Häftling! Begreifen Sie das immer noch nicht? Geschieht das noch einmal, dann können sie das blaue Wunder er- leben! Ich antwortete nichts.
Nun fuhr der Wagen zwischen Rathaus und Stadtwein- haus durch ein schmales Gäßchen und hielt vor dem mir ja schon gut bekannten Polizeigefängnis. Ich blieb mit meinem Nebenmann im Wagen sitzen, hörte nur die Worte:„Jetzt wollen wir die Pfaffen noch dazu laden!"
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