gleiter wollte ein Gespräch anfangen; ich antwortete nichts, saß mit geschlossenen Augen, bis der Wagen vor der Gestapozentrale hielt. Als ich aus dem Auto gestie- gen war und die vielen Augen der in diesem Riesen- gebäude arbeitenden Menschen mich wiederum neugie- tig, ja haßerfüllt ansahen und musterten, hielt ich mich an einem Geländer fest, bis ich aufgefordert wurde, die Treppe hinaufzusteigen. Spottrufe und höhnisches Ge- lächter sandte man hinter mir her.

Wieder wurde ich in das Zimmer geführt, in dem man mich am Tage vorher verhört hatte, zwei Leute saßen dort bereits an den Tischen, meine beiden Begleiter kamen dazu, das waren zusammen vier, denen ich an diesem Tage Rede und Antwort stehen mußte. Doch mein Schweigen war größer als meine Beredsamkeit. Meine Briefe und Manuskripte sah ich auf den Schreib- tischen liegen. Der Leiter derAbteilung für den politi- schen Katholizismus kehrte sich mir zu mit seinen kal- ten und bösen Augen. Sein Mund konnte so ekelhaft freundlich sein, daß ich ihm von Anfang an mißtraute. Das Verhör begann von neuem.

Herr Dehm, der Leiter des Verhöres, meinte, allmäh- lich würde es mir ja wohl aufgegangen sein, warum man mich verhaftet habe und ich sei gewiß in dieser letzten Nacht zu der Überzeugung gekommen, daß es besser für mich sei, zu reden als zu schweigen. Ich antwortete ihm: Nein, diese Überzeugung habe ich keineswegs, worauf er prompt erwiderte, sie würden mich schon dazu zu zwingen wissen.

Dieses zweite, ausgedehnte Verhör ging hauptsächlich um die Person des Paterss Muckermann, den man mit den übelsten Schmähworten bedachte, die zu wieder- holen ich nicht imstande bin. Einen regelrechten Bom- benhagel von Flüchen und Schimpfworten mußten auch der unerschrockene Bischof von Münster , Cle- mens August Graf von Galen , und der edle Dom- propst Professor Dr. Donders sich bieten lassen. Ab- solut wollte die Gestapo mich zumVerbindungsmann zwischen dem Münsterischen Bischof, bei dem ichaus-

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