,, Es wäre doch einmal zu untersuchen," werfe ich ein, ,, ob tatsächlich alle Blockältesten das Aufhängen besorgen. Früher hat auch der Lagerälteste die Prozedur besorgen müssen, aber du wirst mir zugeben, daß Ernst Saalwächter es bis heute nicht getan hat."

Auch Sepp redet ihm zu. Wir bestärken ihn, beim nächsten Mal, wenn er wieder an der Reihe ist, den Henkersdienst zu verweigern.

Felix macht den Eindruck eines innerlich gebrochenen Menschen. Ob ihn heute abend eine Ahnung seines baldigen Todes gestreift hat? Eine Ahnung, daß er in sechs Wochen von den brennenden Deckenbalken der ,, Cap Arcona " begraben wird und elendiglich verbrennen muß?

Wir kehren heim in unseren Block, Sepp und ich. Unser Block beherbergt fast sämtliche Kapos des Lagers, und diese etwa 50 Prominenten bilden unter den 500 Block­insassen eine gehobene Schicht für sich. Aber ihre An­wesenheit verschafft dem Block Vorteile. Hier wird weniger gefilzt, auch die hygienischen Verhältnisse sind erheblich besser als in den anderen Blöcken.

Musik empfängt uns am Eingang. Die polnische Ka­pelle spielt, eine Saalecke ist abgesperrt, Girlanden und Sprüche schmücken die Wände und die Spinde: der Küchenkapo feiert Abschied. Morgen wird er zur Waffen­SS gehen.

Prominente Gäste sind geladen. Ein Faß Bier ist an­gestochen, Tabaksqualm erfüllt die Luft. Heute geht es hoch her. Die Blockinsassen bekommen Freibier, die Kapelle bekommt Zigaretten und Getränke soviel sie wollen. Belegte Brote werden den geladenen Gästen her­umgereicht.

Dann wird es still. Der Klavierspieler intoniert, der Geiger fällt ein, die einschmeichelnden Harmonien strei­chen durch den Saal: ,, und wieder geht ein schöner Tag zu Ende..."

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