Während wir uns unterhalten, sehe ich zum Ofen hin- über. Dort brät sich Felix krimineller Adjutant in einer Pfanne Bratkartoffeln. Die Skelette befinden sich in ständiger Bewegung. In langem Zuge strömen sie barfuß zur Latrine hinaus, an der Tür regelt ein Stubendienst den Verkehr der hinaus- und hereinflutenden Menschen- schlangen.

Sie müssen am Ofen vorbei. Bei der Annäherung blähen sich die Nüstern, ziehen gierig den Duft von heißem Fett und Zwiebeln ein. Die stumpfen erloschenen Augen starren auf die Pfanne. Die Schritte verlangsamen sich. Wie gebannt will das Skelett in Ofennähe stehen bleiben. Es ist erschreckend, wie ähnlich sich all diese Menschen sehen, nachdem der Totenschädel Fleisch und Fett verloren hat. Mann kann nicht sagen: dieser ist Arbeiter, jener ist Professor, dieser Franzose, jener Russe.

‚Dort der Kleine, mit dem spitzen Gesicht ist das nicht

Harm Giesen, unser Genosse aus Emden ? Täglich schicken wir ihm Lebensmittel herüber, Felix betreut ihn, so gut

er kann aber es ist alles vergebens: die Ruhr frißt den Menschen von innen auf. Automatisch, maskenhaft so gleitet Skelett an

Skelett vorüber.

Ein wütendes Schnauben des athletisch gebauten Adjutanten scheucht die Figuren von Zeit zu Zeit vom Ofen, bringt die Schlange in raschere Bewegung. Sie alle sind dem Tod verfallen die Epidemie verschlingt die Menschen wie im Mittelalter.

Felix kann eine tiefe Erregung nicht mehr meistern.

Was soll ich machen, sagt er leise, und es klingt gar nicht mehr väterlich, sondern hilflos und verloren, während eine Träne über die fette Backe rollt.Wenn ich es nicht tue, hänge ich morgen selber. Es geht hier reihum, am letzten Mittwoch war ich dran.

Er stockt, schluckt ein paarmal heftig, dann packt er mich am Arm.

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