mit einem abgebrannten Streichholz mühsam einige Zeilen gekritzelt, daß sie über mein baldiges Kommen hoch erfreut sei. Diese Bitte klang sehr einfach, aber wie schwer war sie zu erfüllen. Den Kranken war bei der Einlieferung in die Spitalsbaracke die Zivilkleidung abgenommen worden, man verfügte nur über das eine Hemd, in dem man im Bett lag, und darin durfte man ja nicht von Baracke zu Baracke laufen, na, und schließlich... Aber für alles fand man im Lager einen Ausweg. Meine Nachbarinnen hatten in ihren Strohsäcken Zivilkleidung versteckt und halfen mir mit einer Bluse und einem Rock aus. Jetzt war nur noch etwas Geschicklichkeit erforderlich, sich nach dem Abendappell unbemerkt aus dem Block zu verdrücken und nach Nummer siebzehn zu gelangen.
Unauffällig schlich ich mich durch die Baracken, und ohne von dem Dienstpersonal auf Nummer siebzehn behelligt zu werden, war ich im Block verschwunden. Nun kam eine neue Schwierigkeit: ich kannte Frau Prauß persönlich nicht und wußte auch nicht, in welchem Bett sie lag. Sollte ich fragen? Oder würde man mich als Fremde erkennen und hinauswerfen? Aber auch diesmal hatte ich Glück- bereitwilligst gab mir eine der Insassinnen Auskunft und wies mich auf die alte. weißhaarige Dame im ersten Etagenbett. Einen Augenblick stand ich wortlos da, was sollte ich sagen, wie sie in ihrem Schweigen stören. In ihrem Bett sitzend, schaute sie mit ihren großen, dunklen Augen vor sich hinabwesend, in sich gekehrt... Nach einer ganzen Weile entschließe ich mich, näher heranzugehen, stelle mich auf die Zehenspitzen und spreche sie an:
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Guten Abend. Sie wollten mich kennenlernen. Da bin ich."
In diesem Augenblick leuchten ihre Augen in jugendlichem
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