im ,, Pawiak- Gefängnis " in Warschau gesessen hatten, begann das Fragen von neuem, jeden interessierte, etwas über das Schicksal seiner Bekannten zu hören.

Ich beugte mich aus dem Bett und wandte mich an eine Pflegerin mit der Frage:

,, Ist mit diesem Transport zufällig Frau Zofia Prauß mitge­kommen?"

,, Ja, sie ist auch dabei. Sie ist im Revier auf Block siebzehn untergebracht."

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Im Pawiak war ich nämlich mit ihrer Tochter Jadwiga Jedrzejewska-in einer Zelle zusammen. Ihre Herzensgüte, Hilfsbereitschaft und Aufopferung wird allen Leidensgefähr­tinnen bis an ihr Lebensende unvergeßlich bleiben. Ich hatte miterlebt, wie sehr sich Jadwiga um das Schicksal ihrer Mut­ter in Majdanek sorgte. Ich versuchte nun, so schnell wie mög­lich mit ihrer Mutter in Verbindung zu kommen. Da ich schon das zweite Jahr in Auschwitz war, von zu Hause Pakete erhielt, kannte ich die Lagergepflogenheiten zur Genüge und auch die verschiedenen Möglichkeiten, wenigstens die lebensnotwen­digsten Dinge für das entbehrungsreiche, armselige Häftlings­dasein zu beschaffen. Vielleicht kann ich der Greisin doch mit diesem oder jenem helfen und ihr eine kleine Freude berei­ten, dachte ich. Auf einem kurzen Grips" teilte ich ihr mit, daß ich die Frau von Wladyslaw Broniewski sei, den sie per­sönlich kenne, daß ich im Pawiak mit ihrer Tochter Jadwiga zusammen gewesen sei und daß ich ihr im Rahmen des Mög­lichen helfen wollte. Außerdem schickte ich ihr ein Päckchen mit Weißbrot, Zucker, Zigaretten und anderen brauchbaren Sachen. Nach einigen Stunden erhielt ich schon die Antwort von ihr. Auf einem zerdrückten grauen Papierfetzen hatte sie

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