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,, Aufseherin" und einige deutsche Kapo"-Frauen prügelten jemanden.

Wen schlagen sie dort bloß und wofür?"

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,.Die Zina die Russin. Herta hat sie angezeigt, weil sie zu wenig Steine in der Trage fortschafft."

Das Schreien ließ nach. Die Gruppe verlief sich. Zina wischte sich mit dem Ärmel das aus der Nase strömende Blut ab.

Das war ein tragischer Tag in Zinas Leidensgeschichte als Häftling. Unsere Aufseher hatten beschlossen, Zina, die groß, jung und kräftig war, mit besonders schweren Arbeiten zu be­schäftigen. Fortan mußte sie die schwersten Steine schleppen, die schwersten Schubkarren stoßen, und dabei schlugen sie un­barmherzig auf sie ein, ergingen sich in ironischen Redens­arten, wie: ,, Wer nicht arbeitet, der braucht auch nicht zu essen". Zina ertrug alles mit düsterer Gelassenheit, ohne Trä­nen, nie verbarg sie rein instiktmäßig ihr Gesicht in den Hän­den dadurch reizte sie die Henkersknechte noch mehr.

Eines Tages erschien sie bei der Arbeit und erklärte ganz ent­schlossen, daß sie nicht mehr weiterarbeiten würde. Eine neue Tracht Prügel half nichts. Nach der Rückkehr auf den Block stellte sie sich nicht nach ihrem Mittagessen an, sondern setzte sich abseits der Anstehenden hin. Als eine ihr die Hälfte ihrer Portion anbot- lehnte sie dankend ab. Auch das Abendbrot verweigerte sie. Wir waren um Zinas Ergehen außerordentlich besorgt. Gerade das Essen war im Lager von so großer Wich­tigkeit. Ich bat ihre Altersgenossinnen, einige Ukrainerinnen und Russinnen, auf Zina einzuwirken und ihr gut zuzureden. Es war doch ein Jammer um dieses aparte und hübsche Mäd­chen. Auch ich selbst ließ nichts unversucht.

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