,, Eh... hier muß jeder selber zusehen, wo er bleibt. Als ich vor anderthalb Jahren hierher kam, da hat sich auch kein Mensch um mich gekümmert, ich mußte mir auch selbst helfen. Wenn es ihr bestimmt ist, zu leben, dann kommt sie durch, wenn nicht dann eben nicht."
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Bedauerlicherweise hatte das Lagerleben in ihr alle schlechten Eigenschaften, die die menschliche Natur besitzen kann, wirksam werden lassen.
Sie war nicht nur herzlos und egoistisch, sondern auch wahnsinnig habgierig und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Sobald eine Kranke ein Paket bekommen hatte, änderte sich momentan Pelagias Verhalten der Betreffenden gegenüber. Sofort zeigte sie lebhaftestes Interesse am Wohlbefinden der Patientin, schüttelte ihr bereitwilligst den Strohsack auf, wusch sie, versprach, sich um ein frisches Hemd zu bemühen oder rohe Kartoffeln zu beschaffen, um abends davon eine Suppe zu kochen. Zum Schluß wurde sie dann mit etwas Eẞbarem aus dem Paket beschenkt, kroch wieder in ihr Bett, stellte tiefbefriedigt fest, daß das Allerwichtigste im Lager Essen und Sturheit sei, und anschließend verzehrte sie die erhaltenen Gaben. Einige Patientinnen, die laufend Lebensmittelpakete bekamen, machten Pelagia zu ihrer gefügigen, treuen Dienerin, und bereit die alles für sie tat, auf einen Wink reagierte war, auch die launenhaftesten Wünsche zu erfüllen.
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Noch einen verabscheuungswürdigen Charakterzug entdeckten wir bei Pelagia: wenn Schwerkranke Pakete erhielten, nahm sie Pelagia stillschweigend in Verwahrung. Anstatt den Inhalt des Pakets gegen ein Medikament, eine Einspritzung, Milch oder ein sauberes Hemd einzutauschen( der Tauschhandel
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