Den richtigen Moment abpassend, näherte ich mich, den Spa­ten auf der Schulter, der Eingangstür des Blocks. Da bot sich meinen Augen ein grauenerregendes Bild, so daß ich wie an­gewurzelt stehenblieb.

Zwei Häftlinge des Pflegepersonals zogen einer Leiche gerade das Hemd aus. Die Leiche war entsetzlich abgemagert. Die weit geöffneten Augen blickten starr und gläsern zum Himmel em­por. Die untere Gesichtshälfte war eine einzige große, fürch­terlich zugerichtete Wunde. Der Bauch ebenso. Das war die erste Leiche, die ich in Auschwitz zu sehen bekam.

Was ist das?" fragte ich. ,, Was hat ihr gefehlt? Woher diese Wunden?"

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,, Ratten", erwiderte eine der Pflegerinnen mit ruhig ge­lassener Stimme. ,, Gestern abend ist sie gestorben. Bis heute morgen hat sie gelegen, und da sind die Ratten über sie her­gefallen und haben sie angefressen."

Mit unbeschreiblichem Entsetzen wandte ich mich ab, und in panischer Angst floh ich vor mir selbst. Dieses furchtbare Bild verfolgte mich, und es kam mir so vor, als ob die weit aus­gestreckten Arme der Toten nach mir greifen wollten.

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, Halt! Was machst du hier?"

Im Nu kam ich zu mir. Vor mir stand die Aufseherin Käti. ..Was fällt denn dir ein?

Wohin läufst du alte Kuh? Hier mach gefälligst weiter Ord­nung. Du hast von dieser Seite alles wegzuräumen und sauber­zumachen."

Demütig ergriff ich die Schaufel, und von neuem machte ich mich an den besagten Kehrichthaufen heran. Plötzlich stoße ich neben einem alten Rasenstück und einem Steinhaufen auf irgendwelche wollige Lumpenreste direkt unter der Baracken­

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