nischem Gelächter abgewiesen. Zu dürr, zu alt! Fachmännisch betrachtet die Kapo jeden Körper, klatscht mit sichtbarem Vergnügen auf den Brüsten und Hinteren herum. Die Blon­dine, ein Bein auf dem Hocker, trägt lachend die Nummern in ihr Notizbuch ein.

,, Weißt du", flüstert jemand, daß die Kapo in Kattowitz Puff­mama gewesen sein soll?"

..Weiter", wendet sich die Blondine an uns.

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Wir schweigen.

,, Ach, das ist keine geeignete Ware", sagt die Kapo. ,, Das ist polnischer Dreck, Scheiße."

Die Deutschen brechen in ein schallendes Gelächter aus.

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,, O Jesu, solch eine Gotteslästerung muß ich, die Tochter eines Gazda, eines Goralen- Hofbesitzers, erleben", erzürnt sich Ka­sia wieder.

., Singen!" ruft die Aufseherin und schwingt die Reitpeitsche.

In der Saalmitte steht die dicke Kapo in ihrem schwarzen Kittel und fängt plötzlich mit einer ausgezeichneten, geschul­ten Koloraturstimme irgendein deutsches Kabarettlied an zu singen. Ich bin über den Wohlklang dieses Gesangs völlig überrascht. Niemals hätte ich vermutet, daß diese Quadrat­schnauze einer Bulldogge solch eine Stimme haben könnte. Plötzlich beginnen die deutschen Asozialen sich in den Hüften zu wiegen und wiederholen im Chor den Refrain der näch­sten Strophe. Die Freiwilligen für den Puff" versammeln sich mitten im Saal und führen einen zynischen, unanständi­gen Tanz auf. Der Inhalt dieses Liedes scheint ein Lobgesang

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