kommt mich in dieser Verfassung ein gerührtes Bedauern mit mir selbst.- Mütterchen, wenn du geahnt hättest, als du mich als kleines Kind mit einer warmen Decke zudecktest, daß ich einmal auf dieser Welt so unmenschlich frieren müßte und es auf dieser Erde einmal so schlecht haben würde... Nein, nein, man darf sich nicht bedauern und sich gehen las­sen. Nein, ich hatte ja nie ein Mütterchen, auch habe ich nie ein warmes, weißes Bettchen besessen, ich war ja nie Mensch, nie! Nur immer die Nummer 44 739. Es ist ja überhaupt nicht kalt.

Ich lächele meiner Nachbarin freundlich zu.

Das ganze Gefolge wohnt unserem Bade von der Tür aus als Zuschauerpublikum bei. Von Zeit zu Zeit wirft sich die ,, Kapo " von der Badeanstalt, die dicke Muskele, zwischen uns und, mit dem Gürtel um sich schlagend, stößt sie diejenigen, die sich vor dem eiskalten Wasserstrahl drücken wollen, un­ter die Dusche. Endlich ertönt die Trillerpeife. Raus- los. Wir gehen in die nächste Halle.

Die Aufseherin tuschelt der Kapo etwas zu, die lächelnd in die Mitte des Saales tritt und uns folgende Vorschläge unter­breitet: Von den jungen Mädchen könnten sich diejenigen, die absolut reine und gesunde Körper hätten, freiwillig in den Puff melden. Anmeldungen nimmt die Aufseherin sofort entgegen. Mit knappen, zynischen Bemerkungen erläutert sie die Vorzüge und Vorteile, die ihnen diese Veränderung der Situation einbringen würde. Unverzüglich stürzen achtzehn asoziale Deutsche mit Freudengeheul vorn an den Tisch. Die unsrigen, die deutsche Sprache nur unvollkommen beherr­schend, erkundigen sich leise nach dem Sinn dieses sonder­baren Geschehens. Zwei von den achtzehn wurden mit höh­

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