Wir marschieren im Gleichschritt, nackt, blaugefroren Deformitäten unserer Körper zur Schau stellend.
alle
Neben mir her geht die zweiundsiebzigjährige ,, Mama S.", die, weil sie eben über einen Stein gestolpert ist, noch vor Schmerzen stöhnt.
, Meine Dame, vier Söhne und drei Töchter habe ich zu tüchtigen Menschen erzogen. Das war keine Kleinigkeit für uns, als einfache Arbeiter, die mein Mann und ich waren. Ein Sohn ist Richter, der zweite Lehrer, der dritte Beamter, und auch alle Töchter haben ihre Ausbildung erhalten. Wieviel hat man nicht schon im Leben durchgemacht und es überstanden, und man lebt, das lasse ich mir auch von diesem ganzen Lager niemals nehmen. Kopf hoch, meine Kinder, und durchhalten...", so munterte sie uns immer wieder beim Graben oder Ziegelschleppen auf.
Arme, arme Alte, denke ich bei mir, indem mein Blick seitwärts auf ihren abgezehrten, verbrauchten Körper fällt, arme Mutter, hättest du, als du deine Kinder großzogst und für sie um eine bessere Zukunft kämpftest, es jemals für möglich gehalten, daß du in deinem zweiundsiebzigsten Lebensjahr nackend vor deutschen Söldnern wirst marschieren müssen?
Wieviel kälter muß ihr sein als mir, und wieviel peinlicher ist diese Situation für sie, stelle ich mir, mich in ihre Lage versetzend, vor. Mit gesenktem Kopf geht sie neben mir her, ununterbrochen etwas vor sich hinsprechend.
Vielleicht stammelt sie ein Gebet, oder verflucht die Deutschen?
In derselben Reihe marschiert in aufrechter, gestraffter Hal
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