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sehrt, ihr gütiges, wohlwollendes Lächeln, das wir immer an ihr kannten.
Pressevertreter baten sie um die Aufzeichnung ihrer Erinne- rungen. Sie verhielt sich nicht ablehnend, und es ist der Ver- fasserin gelungen, mit der ihr eigenen Schlichtheit die Wahr- heit ihrer Erlebnisse in lebendiger und ergreifender Gestalt festzuhalten. Sehr bald begann sie auch wieder mit ihrer Arbeit am Theater und übernahm die Rolle der Schau- spielerin Maliczewska; manch eine ihrer Interpretationen ließ die Spuren ihrer erlebten Leidenszeit erkennen. Endlich kehrte auch ihr Mann aus der Emigration zurück, ein er- fülltes, harmonisches Leben begann, bereichert durch das dichterische Schaffen ihres Mannes Broniewski, der von seinem mehrjährigen Aufenthalt im Ausland eine Sammlung von erschütternden, eindrucksvollen Gedichten mitgebracht hatte.
Im Winter des folgenden Jahres führten wir im Polnischen Heerestheater die Komödie„‚Rache‘‘(Zemsta) von M. Fredro auf. Marysia übernahm die Rolle der Klara, und, obwohl sie dieselbe schon vor einigen Jahren in Lemberg gespielt hatte, arbeitete sie mit einem Eifer und einer Begeisterung daran, in ihrer Darstellung gänzlich neue Konzeptionen und ge- wandelte Ausdrucksmittel zu verwirklichen. Die Regie dieses Stückes unterstand der gemeinsamen Leitung von Jerzy Leszezynski und mir, so war ich auch für die genaue Ein- haltung des Premierentermins und für den weiteren normalen Verlauf der Aufführungen verantwortlich. Es bedrückte mich daher schr, als ich die Beobachtung machte, daß sich Marysias Gesundheitszustand besorgniserregend verschlimmerte und dieser lebensbejahende, arbeitsfreudige Mensch zum min- desten für einige Tage einer dringenden Ausspannung be- durfte. Bald darauf stellte sich eine längere Indisposition her-
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EINTRETEN ER


