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sind. Am meisten staunen sie, wenn wir ihre Fragen nach der Länge unserer bisherigen Haftzeit beantworten. Oft schauen sie uns ent-geistert an, wenn sie von fünf oder sechs Jahren hören,
Die Arbeit ist schwer, die Nahrung unzureichend, der Hunger ein ständiger Begleiter. Nach kurzer Zeit gibt es bei mir geschwollene Beine, geschwollene Füße. Meine Freunde interessieren einen Sanitäter für mich, der mich zum Arzt bestellt. In der Revierbaracke sieht es furchtbar aus. Der Andrang der Kranken und Schwachen ist so stark, daß es oft Tritte und Schläge setzt, um sie hinauszubefördern. Die Bein- und Fußkranken erhalten Wechselbäder, das ist ein Waschbecken mit kaltem und eins mit heißem Wasser, in das sie abwechselnd die Füße stecken. Der Arzt verordnet drei Tage Schonung, aber bevor diese Schonung beginnt, muß der Lagerführer, der Hauptsturmführer Weiseborn, erst darüber entscheiden. Er, ein ehemaliger Gefängniswärter, bezeichnet sich selbst als Oberarzt und läßt sich vor Arbeitsbeginn die vom Arzt als krank bezeichneten Häftlinge vorführen. Ich bin der zweite in der Reihe. Der erste Häftling antwortet auf die Frage: ,, Was haben Sie?" ,,, Drei Tage Schonung wegen Lungenbluten!" ,, Wie oft haben Sie Lungenbluten?" ,, In den letzten Tagen dreimal." ,, Sofort in den Steinbruch" war die Antwort des Lagerführers.
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, Was haben Sie?" ,, Ich habe geschwollene Füße und Beine", antwortete ich. ,, Was? Sie haben Ihr ganzes Leben lang noch nicht gearbeitet. Sofort in den Steinbruch!" Und an die Posten gewandt sagte er diesen: ,, Diesen Kerl sofort an die Loren."
So landete ich im Steinbruch, der ständigen Mordstätte des Konzentrationslagers Buchenwald .
Etwa 150 Häftlinge arbeiten hier. Etwas abseits im Lager, und unterhalb der SS - Kasernen, so gelegen, daß der eigentliche Steinbruch aus nächster Umgebung nicht sichtbar wird, ist dieser ein Stückchen Erde , das dauernd mit Menschenblut getränkt wird. Am oberen Rande des Steinbruches, der als Abhang an die 100 bis 150 Meter hinuntergleitet, stehen die SS - Posten mit geladenen Gewehren, die Häftlinge von oben überblickend, um sie zur Arbeit anzutreiben. Etagenweise werden die schweren Steine gebrochen, auf ein Transportmaß zugehauen, dann auf die Loren geladen. An jeder Lore ein Zugseil mit einem Knüppel, an welchem vier Häftlinge als Transporttiere diese den Berg hinaufziehen müssen, von SS - Posten mit Karabiner unter dem Arm begleitet. Hinstürzen der Häftlinge und Loslassen des Knüppels ist Fluchtversuch und kann je nach der Vertiertheit der einzelnen SS - Posten diesen als willkommene Gelegenheit dienen, nach ihrer Ideologie einen Beitrag zum Aufbau des Dritten Reiches zu geben. Auf diesem Wege werden die meisten Häftlinge umgebracht. Es gibt Tritte und Kolbenstöße, bis Verzweiflung den Mißhandelten packt, um dann den SS - Banditen als flüchtendes
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