denke u. a. an den alten Oberhauptwachtmeister Misch im Straf­gefängnis Tegel.

Buchenwald ist die neue Bezeichnung für Ettersberg , von den Kon­zentrationslagergründern wahrscheinlich zum Zwecke der Illegalität dieses Lagers umgeändert. Der Nordabhang des Ettersberges ist das Gelände, dessen Bezeichnung Buchenwald zum Fanal des Abscheues werden muß gegen die größten Unmenschlichkeiten im 20. Jahrhun­dert, vielleicht ohne Beispiel in der Geschichte der Menschheit über­haupt. In den Buchenbestand sind Lichtungen gehauen, ein provi­sorischer Stacheldrahtzaun und provisorische Wachtürme, Maschinen­gewehrposten der SS auf Hochsitzen umsäumen einen Quadrat­kilometer Waldfläche.

Ueberall ist auf schwarzen Schildern der weiße Totenkopf an­gebracht, der uns auf Schritt und Tritt angrinst. Die Totenkopf­verbände der SS und aus diesen zu Sonderkommandos ausgesuchte und geeignete Mannschaften sind Herren über Leben und Tod der Schutzhäftlinge. Ein Gefangenenauto, das uns, 16 Gefangene, von Weimar zum Lager bringt, übergibt uns der Lagerleitung. Nun be­ginnt der Empfang. Wir waten sofort durch Schlamm. SS - Posten mit Karabinern bringen uns ein Stück weiter zu einer Baracke, in der sich die Registratur befindet. Die mit Stiefeln versehenen Posten gehen auf ausgelegten Brettern und Bohlen, darauf bedacht, daß wir immer nur durch den Schlamm müssen. ,, Ihr Schweine, Ihr Hunde!" scheinen die gebräuchlichsten Ausdrücke ihres Wortschatzes zu sein. Vor der Baracke werden wir in einen Schlammhaufen gestellt und verlangt, still zu stehen. Hinter dem Barackenfenster sitzt ein Kinder­gesicht in SS- Uniform, das oft nach uns blickt, uns anschreit und droht, falls wir etwas rühren. Es ist der Rapportführer des Lagers, der SS - Scharführer Hackmann. Einige Stunden bleiben wir in diesem nassen Schlammhaufen und ohne Kopfbedeckung stehen.

Es ist Anfang Februar, wir zittern am ganzen Körper vor Kälte und Nässe. Bei Beginn der Dunkelheit werden wir ohne Abfertigung ins Lager gebracht. Es setzt Tritte und Stöße, und als einer von uns strauchelt, schlägt ein SS- Mann so lange auf ihn ein, bis er lang im Schlamm liegt. Nun scheint die Bestie befriedigt zu sein. Wir werden zur Schreibstube ins Lager geführt, die von Häftlingen geleitet wird. Hier werden wir registriert. Und nun waten wir weiter durch den Schlamm nach der Effektenkammer, um als Konzentrationslager­häftlinge eingekleidet zu werden. In der Baracke 22 treffe ich die ersten Bekannten aus meiner Heimat, und in später liegender Zeit weiß ich, daß sie meine Schützlinge und Lebensretter geworden sind. Der nächste Tag bringt uns nochmals abwechselnd sechs Stunden lang in den Schlammhaufen von gestern und in die Baracke der Registratur. Mit unflätigen Ausdrücken der Posten bedacht, werden wir im Gang der Baracke mit dem Gesicht dicht an die Wand ge­

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