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die die Juden bei sich trugen, wurden ihnen abgenommen und ver-
schwanden in den Taschen der SS und ihrer kriminellen Helfershelfer, Die Hitler -Regierung wagte damals noch nicht, die brutalen Ausrot- tungsmethoden der späteren Jahre und betrieb die Abschiebung der lästigen Juden ins Ausland. Wer durch Angehörige oder Freunde Ein- reisevisen und Schiffskarten nach Palästina oder Amerika erhielt, wurde bevorzugt entlassen. So wußte man bald in Paris , London und New York von den Schrecken der Buchenwalder Baracken la—5a, und da nicht nur arme Teufel betroffen waren, sondern Leute mit Bezie- hungen zu einflußreichen Kreisen der Westmächte, war das Blut- und Geldfest der SS den in Außenpolitik machenden Nazis unangenehm; denn es waren die Tage des Münchner Paktes.
Also mußten einige Sündenböcke geopfert werden. Die grünen Lagerfunktionäre waren durch ihre Korruption und Unfähigkeit so- wieso unbrauchbar geworden. Ihre allzu engen Geschäftsverbindungen mit den SS -Leuten drohten die Disziplin des Kommandanturstabes zu zersetzen. So wurden die grünen Lagerfunktionäre abgesetzt und ein Teil der Berufsverbrecher in andere Lager abgeschoben. Der Lager- älteste Richter und seine berüchtigten Komplizen wurden von der 58 selbst als unbequeme Mitwisser umgebracht. Ihr Ende ist charakte- ristisch für das Schicksal aller Henkersknechte. Wir konnten immer wieder die Erfahrung machen, daß nicht nur die meisten SS -Kreaturen aus den Reihen der Häftlinge, sondern auch viele berüchtigte SS - Schläger und SS-Mörder schließlich von der SS selbst ermordet wurden.
Im Frühjahr 1939 war die Vorherrschaft der Grünen gebrochen, und die wichtigsten Lagerfunktionen waren mit politischen Häftlingen besetzt. Aber der Kampf zwischen den„Grünen“ und„Roten‘ war damit nicht zu Ende. Immer wieder versuchte die SS aus den Reihen der Häftlinge Helfershelfer und Denunzianten zu gewinnen. Durch Drohungen und durch die Verlockungen mit persönlichen Vorteilen versuchte sie, die Lagerfunktionäre gegen ihre Mitkameraden aufzu- hetzen und als Werkzeuge der SS zu benützen. Dagegen half nur här- teste Disziplin und Kameradschaft unter den politischen Häftlingen. Fragen der inneren Disziplin und des Zusammenlebens der Häftlinge wurden grundsätzlich unter den Häftlingen selbst geregelt. Kein Capo oder Blockältester durfte Verstöße gegen die Lagerordnung bei der ss anzeigen, selbst wenn er dadurch sich selber oder sein ganzes Kom-
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