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schimpfungen und Prügeln wieder in die Schienen heben aber für 10 Minuten war das Geleise gesperrt. und konnten 50 oder 100 Kame­raden aufatmen und ausruhen.

Man mußte ,, mit den Augen arbeiten". Überall konnten die An­treiber ja nicht sein. War die Luft rein, dann konnte man etwas aus­ruhen, sich vorsichtig unterhalten, verstohlen einen Bissen Brot essen. Näherte sich ein SS- Mann oder ein ,, grüner" Capo, dann ging die War­nung ,, Achtzehn" leise von Mann zu Mann, und alles war eifrig bei der

Arbeit.

So unbedingt jeder gute Kamerad unterstützt wurde, so unerbitt­lich wurde jeder sabotiert, der sich durch Denunziationen und Speichel­leckerei bei der SS lieb Kind machen wollte. Wir als organisierte Ar­beiter hatten schon draußen gelernt, wie man Streikbrechern und Spitzeln in den Betrieben das Leben sauer macht. Sie bekamen zufällig immer das schlechteste Werkzeug, den ungünstigsten Arbeitsplatz. Niemand half ihnen, niemand warnte sie, wenn ,, dicke Luft" war.

Erst recht galt diese Sabotage den ,, grünen" Capos und Block­ältesten. Ihnen wurden alle erdenklichen Schwierigkeiten bereitet, man ließ sie bei jeder Gelegenheit auffallen, selbst wenn das eine Bestrafung für das ganze Arbeitskommando nach sich zog. Ebenso entschieden wurden ,, rote" Vorarbeiter und Capos unterstützt, die wegen ihrer be­ruflichen Fähigkeiten vor allem in den Werkstätten eingesetzt waren. Ihre Kommandos durften nie auffallen; ging trotzdem einmal etwas schief, so nahm ein einzelner Schuld und Strafe auf sich. Alles war darauf abgestellt, die ,, grünen" Lagerfunktionäre in den Augen der SS als unfähig erscheinen zu lassen, während bei den ,, Roten" immer ,, der Laden klappte".

Die Judenaktion im November 1938

So waren die Positionen der Grünen an vielen Stellen untergraben, als der unterirdische Kampf bei der großen Judenaktion im Winter 1938/39 seinen Höhepunkt erreichte. Die Nazis hatten den Anschlag auf einen Beamten der deutschen Botschaft in Paris zum Anlaß eines großen Judenprogroms genommen. Überall in Deutschland wurde der ,, Volkszorn" organisiert. SA- und SS - Leute in Zivilkleidung plün­derten jüdische Geschäfte und Wohnungen, Synagogen wurden an­

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