halb beantragt, weil eine geordnete Erziehung bei seinen Eltern angesichts ihrer politischen Einstellung nicht gewährleistet sei. Unmittelbaren Anlaß zu diesem Antrag gab sein Benehmen in der Gewerbeschule Bad Cannstatt . Er fiel auf, weil er sich dort wei- gerte, den Deutschen Gruß abzugeben.... Amtsrichter gez.: Streb. Schließlich wurde das Verfahren ausgesetzt und Schutzaufsicht an- geordnet, ‚denn‘, so meinte der Richter,„ob durch eine Unterbringung in einer Anstalt überhaupt eine Besserung des Jungen erzielt würde, erscheint ohnehin zweifelhaft bei seiner Veranlagung und Erziehung, die er von seiten der Eltern bekommen hat.“ Damit stand Hermann wie sein Vater unter Polizeiaufsicht.
Im Dezember 1936 wurde Trude aus dem K.Z. entlassen. Als sie mich auf der Heimfahrt im Zuchthaus Waldheim in Sachsen besuchen wollte, wurde die Erlaubnis hierzu vom dortigen Zuchthausdirektor ab- gelehnt:
1. Weil sie nicht polizeilich gemeldet war,
2. weil sie aus dem K.Z. kam,
3. weil sie nicht schon 8 Tage vorher ein Gesuch eingereicht hatte. Die Einwände Trudes beantwortete er mit der Drohung ihrer sofortigen Wiederverhaftung.
Am 5. Mai 1937 war auch meine Zuchthausstrafe verbüßt. Anschließend wurde ich nach achttägigem Transport ins Konzentrationslager Welz- heim eingeliefert und blieb dort bis 28. Juli 1943.
Trude mußte krankheitshalber einige Zeit nach ihrer Entlassung aus
dem K.Z. ihre Arbeit wieder aufgeben. Sie verheiratete sich mit dem Forstassessor Walter Lutz, der ebenfalls einige Monate Haft im Dritten Reich hinter sich hatte. Infolge ihrer zerrütteten Gesundheit blieb
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Die Einleitung des Erziehungs-Fürsorge-Verfahrens wurde des-
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