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sehr oft für schlechten Bettenbau verhängt. Mußte nun ein Gefangener über den Bock gehen, so wurde er auf ein bock­ähnliches Holzgestell dermaßen festgeschnallt, daß die straff­gezogenen Beine mit dem Oberkörper einen rechten Wiukel bildeten. Zwei starke, baumlange SS- Männer schlugen dann mit aller Kraft auf den straffgezogenen Hosenboden. Die Schläge wurden langsam mit aller Wucht ausgeführt, und man hörte jeden einzelnen Schlag am anderen Ende des Lagers. Es wurde entweder mit der lederüberzogenen Stahlpeitsche geschlagen, oder es wurden starke Stöcke benutzt, die vorher in einem Wasser­bottich weich und schmiegsam gewässert worden waren. Schon bei den ersten Schlägen schrie der betreffende Häftling fürchter­lich auf, und bei den weiteren Schlägen gab das arme Opfer Schreie von sich, die durch das ganze Lager gellten. An manchen Tagen gingen zwanzig und mehr Häftlinge über den Bock, und bei diesem sadistischen Schauspiel schauten viele SS- Offiziere, lachend und Zigaretten rauchend, zu. Es wurde auf der rechten Seite des Lagerführerhauses oder, kurz gesagt, des Tores ge­schlagen, während auf der linken Seite eine aus Häftlingen ge­bildete Lagerkapelle Schlagermusik spielen mußte. Es war dies alles eine schauderhafte Symphonie, ewig unvergeßlich dem­jenigen, der sie einmal hören mußte. Auch ich hatte das Un­glück, mit dem Bock Bekanntschaft zu machen, und viele. Wochen lang trug mein Körper die Merkmale dieser Tortur. Nach Beendigung des Appells rückten wir in unsere Blöcke ein, empfingen das Mittagessen und anschließend die Portionen. Jeder Häftling trug stets einen Eẞnapf aus Blech bei sich, der etwa ein Liter Essen faßte. Wir waren so ausgehungert, daß die Pellkartoffeln meist mit der Schale gegessen wurden. Die Por­tion bestand aus etwa einem Pfund sehr schlechten Brotes, 10 Gramm Margarine, einem Eßlöffel voll Syrup oder auch 30 Gramm Wurst ,,, Sonderanfertigung K.-L.-Bu.". Später, als der Krieg ausgebrochen war, wurden die Rationen immer kleiner, die Arbeit aber schwerer, und Tausende brachen vor Entkräftung zusammen. Die Tuberkulose suchte sich ihre Opfer, und Un­gezählte raffte der Hungertod weg.