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6000 evakuiert werden. Mittlerweile wurde es Abend. Block 44 kehrte bis auf etwa 50 Mann auf den Block zurück. Am 8. April wurde keiner evakuiert, die SS war scheinbar kampfmüde. Es war fast den ganzen Tag Fliegeralarm. Tiefflieger und Jagdbomber waren über dem Lager zu sehen. In der Nacht zum 9. April kamen 2 SS- Aerzte ins Lager und untersuchten Häftlinge auf den einzelnen Blocks auf ihre Transportfähigkeit. Es sollte eine Beruhigung und Täuschung zu, gleicher Zeit sein. Verschiedene Gespräche waren im Lager zu hören: ,, Man will uns liquidieren". Am 9. April mußten 9600 Mann antreten; diese wurden evakuiert. Es gab keinen Ausweg. Wir hatten festgestellt, in und um Buchenwald sind etwa 6000 SSLeute eingetroffen, auf der Westseite standen Geschütze gegen das Lager gerichtet. Alles spähte gegen Westen und Norden, von dort müssen die Amerikaner kommen. Man hörte auch, daß sich im Lager ein Funkapparat befinden sollte, wo zwei polnische Kameraden zu den Amerikanern funkten. Am 10. April bewölkt, die Sonne kam zeitweise zum Vorschein. Rege Fliegertätigkeit, den ganzen Tag Alarm. Die SS war sehr nervös. Der Kommandanturstab packte seine Sachen. Im Krematorium wurden alle Papiere unter Aufsicht der SS verbrannt. Etwa gegen 10 Uhr vormittags wurde von einem amerikanischen Jagdflugzeug ein Benzintank über dem Lager abgeworfen, welcher an der Baracke 5 herunterfiel. SS kam herbeigelaufen, man vermutete Waffenabwurf. Im Lager, unter den Häftlingen, erzählte man von Brotabwurf. Waffenabwurf, alles sammelte sich auf den Lagerstraßen. In dieser Lage evakuierte die SS noch 9280 Häftlinge aus dem Lager. Gegen Abend waren an der Nordseite und Südseite von Buchenwald Feuersbrünste zu sehen. Die Hoffnung bei jedem der 21 000 noch im Lager verbliebenen Kameraden war groß.
Der 11. April begann mit einer regen Fliegertätigkeit. Über dem Lager kreisten amerikanische Jagdflugzeuge und Jagdbomber. Um 7 Uhr morgens begann Fliegeralarm und hörte auch nicht mehr auf. Die vorgesehene Evakuierung wurde von der SS nicht mehr vorgenommen. Wir erfuhren, die amerikanische Armee ist in Thüringen zum Großangriff angetreten. Um 11 Uhr vormittags ertönte eine Sirene, die Feindannäherung ankündigte. Durchs Lagermikrophon wurde allen SS- Leuten befohlen, sofort das Lager zu verlassen. Geschützdonner rückte immer näher ans Lager heran. Gewehrund Maschinengewehrfeuer war deutlich auszumachen. Wir beobachteten, wie die SS am Zaune entlang in den östlich des Lagers liegenden Wald flüchtete. 24 Türme waren noch mit je 33 SS- Leuten besetzt. Panzerfäuste und Maschinengewehre standen auf jedem Turm.
Nun, um auf alles vorbereitet zu sein, falls die SS das Lager beschießen sollte, wurden um etwa 15 Uhr die Waffen, welche im Lager versteckt waren,
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