stehen alle Häftlinge am Appellplatz. Da haben Sie wieder mal Schwein ge­habt", setzte er hinzu. Wir waren alle anderer Auffassung.

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,, Gehen Sie auf die Blocks, machen Sie es bekannt. Es soll jeder eine Decke, Eẞgeschirr und seine notwendigsten Privatsachen mitnehmen."

Wir entfernten uns auf die Blocks, nachdem wir vorher beschlossen, in 30 Minuten auf Block 12 eine Besprechung durchzuführen. Im Block an­gekommen, teilten wir allen Kameraden dort mit, daß das gesamte Lager evakuiert werden soll. Um 12 Uhr müßten wir alle am Appellplatz antreten. Ein Teil fing sofort an zu packen.

Um 10.45 Uhr Besprechung der Blockältesten auf Block 12. In der Aus­sprache wurde beschlossen, wir lassen uns nicht evakuieren! Wenn wir schon sterben sollen, dann sterben wir in Buchenwald. Jeder ging auf seinen Posten. Ich hatte sofort eine Besprechung mit meinen Vertrauensleuten der Nationen am Block, Russen, Polen, Franzosen. Leute, die marschfertig auf der Straße standen, wurden in die Blocks geschickt. Es kam die Losung heraus ,,, es wird nicht evakuiert". Wir lassen uns nicht evakuieren. Die Stimmung war gut, jeder verstand, Evakuierung bedeutete Tod. Unsere Ka­meraden von anderen Lagern, die nach Buchenwald evakuiert wurden, haben uns darüber genügend erzählt. Alles war gespannt was wird, wenn wir um 12 Uhr nicht antreten. Wird die SS in das Lager hineinschießen. Was wer­den wir tun? Sind wir stark genug? Wie weit steht die amerikanische Armee von Buchenwald? Alles berechtigte Fragen der Kameraden.

Inzwischen wurde es 12 Uhr. Da brüllte schon Hofschulte durchs Lager­mikrophon: ,, Alle Häftlinge sofort auf dem Appellplatz antreten!" Keiner ging aus dem Block, der Appellplatz blieb leer. Die zweite Aufforderung an alle im Lager, die dritte Aufforderung durch die Lautsprecher. Das Lager blieb geschlossen in den Baracken. Nach einigen Minuten: Der Lagerälteste sofort ans Tor!" Es war bereits 13 Uhr, da kam der Ruf: ,, Alle Blockältesten sofort am Tor antreten!" Alle Kameraden im Lager vermuteten das Schlimmste. Jeder Block schaute seinem Blockältesten nach. Alles war gespannt, kannte doch jeder die SS- Methoden. Wir Blockältesten sammelten uns wie immer an der Schreibstube. Einzelne Kameraden waren der Ansicht, wir gehen nicht ans Tor. Dem trat der Lagerälteste Hans Eiden entgegen. ,, Wir gehen, der Kommandant will uns etwas mitteilen, wenn wir nicht zurückkehren, dann haben wir Pech gehabt. Dann wissen die Kame­raden im Lager, woran sie sind. Wir müssen Zeit gewinnen, die Evakuation hinauszögern. Ohne Tritt marsch.!"

Am Appellplatz angekommen, kam der Kommandant mit Schober, Barnewald und noch ein Offizier. Eiden meldete: ,, Blockältesten angetreten." Der Kommandant spricht: ,, Ich habe den Befehl, das Lager sofort zu evakuieren

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