In der Woche vom 3. Dezember bis 10. Dezember 1944 war für Block 44 eine schwarze Zeit. Am 4. Dezember bekam der Block 36 sowjetrussische Kameraden als Zugänge vom Block 51 aus dem kleinen Lager. 33 davon waren Todeskandidaten. Alle Zugänge vom kleinen Lager wurden zur Entlausung in die Desinfektion geführt. Von dort wurden die ersten 10 zum Rapportführer gerufen, sie kamen nicht mehr zurück. Beim Abendappell mußte ich, da ich Blockältester war, diese von meiner Sollstärke als verstorben abziehen. Das bedeutete, sie wurden im Keller des Krematoriums aufgehangen. Am selben Abend bekamen die nächsten 10 Kameraden einen Zettel: ,, Am 5. Dezember gut rasiert am Schild 2 antreten", dies bedeutete, entweder zur politischen Abteilung oder Tod. In diesem Falle war es Tod. Noch am selben Abend wurde der antifaschistische illegale Organisationsapparat in Bewegung gesetzt, hier mußten etliche gerettet werden. Nach Vorschlag der sowjetrussischen Gruppe wurden 3 Mann bestimmt, mehr konnten wir nicht retten, sonst wären wir bei der SS aufgefallen. Es war schon so ein Bravourstück, wir spielten mit unserem Leben, aber wir wagten es. Noch am selben Abend hatte ich als Blockältester eine Besprechung mit dem Kameraden Otto Kipp aus dem Krankenbau. Drei Mann von den 33 sowjetrussischen Todeskandidaten wurden im Krankenbau aufgenommen. Diese 3 mußten noch in derselben Nacht auf dem Papier sterben, es waren Czugow und zwei politische Kommissare, deren Namen ich vergessen habe. Am nächsten Tag sollten sie um 9 Uhr vormittags an Schild 2 antreten. An Stelle der 10 erschienen an Schild 2 nur 7 Mann, die anderen 3 lebten auf Namen und Nummer von bereits Verstorbenen im Lager weiter und sind dadurch der Exekutierung durch die SS entzogen worden. Um 9 Uhr vormittags brüllte der Rapportführer Hofschulte, der gewöhnlich alle Leute nach Schild 2 bestellte, die 3 Mann Nummer sowieso usw. sofort ans Tor". Als sich nach einigen Minuten die 3 Aufgerufenen noch nicht gestellt hatten, brüllte SS - Oscha. Hofschulte nochmals durchs Mikrophon, welches durch die Lautsprecheranlage mit dem Lager verbunden war ,,, der Blockälteste von 44 ans Tor". Ich ging, es war ein schwerer Gang für mich. ,, Wo sind die 3 Häftlinge?", brüllte Hofschulte. Ich meldete ,,, die 3 Häftlinge liegen im Krankenbau". Hofschulte musterte mich mit seinen Mörderaugen und ging ins Büro. Jetzt kam die Kraftprobe mit dem Krankenbau. Es ist alles glatt abgelaufen und der SS ist nichts aufgefallen. Unsere Entschlußkraft hatte im letzten Augenblick 3 Menschenleben der SS - Mordgier entrissen. Am 6. und 7. Dezember 1944 wurden die übrigen 13 Kameraden von der SS an Schild 2 bestellt und kehrten nicht mehr zurück.
Diese Menschen wurden aufgehangen, weil sie angeblich eine politische Organisation bilden wollten.
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