zu damaliger Zeit als Provokation angesehen werden. Im allgemeinen wurde in den Jahren 1943-1944 eine großzügige Erweiterung der organisatorischen und politischen Arbeit auf internationaler Grundlage durchgeführt, welche die Voraussetzungen für eine fast reibungslose Zusammenarbeit auf allen Arbeitsstellen und Kommandos im Lager und außerhalb desselben unter den Häftlingen aller Nationen schuf. Wir waren in fast allen Fällen in der Lage, gefährliche Elemente, die den Versuch unternahmen, mit der SS gegen die Häftlinge zusammenzuarbeiten, zu isolieren. In den meisten Fällen waren es Leute, die es um ihrer persönlichen Vorteile willen taten. Durch unsere kon­spirative Arbeit hatten wir die Möglichkeit, ausländische Sender auf den Appa­raten der SS abzuhören und im Lager unter den Antifaschisten zu verbreiten. Die Antifaschisten, denen diese Aufgabe oblag, lebten selbstverständlich in ständiger Lebensgefahr. Hoher Idealismus und großer persönlicher Mut waren die Voraussetzungen für eine reibungslose Durchführung dieser Aufgabe. Neben einzelnen anderen Abhörstellen war es vor allen Dingen der Kamerad Reinhold Lochmann, der das Lager mit neuesten Auslandsmeldungen bis zum Tage der Befreiung versorgte. Unsere militärische Leitung im Lager sorgte für illegale Waffenbeschaffung. Seit September 1944 wurde unsere bisher im engen Kreise durchgeführte organisatorische und politische Arbeit auf Massen­arbeit eingestellt. Alle legalen Möglichkeiten im Lager wurden dafür aus­genutzt. Wir führten einen Kampf gegen die Läuse, für die Sauberkeit, und gegen die häufiger werdenden Kameradendiebstähle. Jeder Blockälteste hatte die Aufgabe, auf seinem Block einen Vertrauensleute- Körper zu bilden, welche den Blockältesten in der Massenmobilisierung im Kampfe gegen die SS unter­stützen sollte. Unsere Losung war: Von der SS haben wir keine Hilfe zu erwarten, wir müssen uns selbst helfen!"

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Um den Ausbruch einer Seuche im Lager zu verhindern, die für weitere Tausende noch gesunder Kameraden den sicheren Tod bedeuten würde, waren wir dazu gezwungen.

Unsere Aufklärungsreden auf den Blocks wurden von den Blockältesten jeden Monat, wenn notwendig, öfter, durchgeführt. Kräfte zur Aufrechterhaltung einer für die Häftlinge nützlichen Ordnung und zur Unterstützung der aus anderen Lagern ankommenden Kameraden war notwendig, insbesondere für das kleine Lager.

Ein besonderes Kapitel für die Naziverbrechen war die Überbelegung des KL Buchenwald. Das Lager ist für die Erfassung von 10 000 Häftlingen lt. Bau­plan vorgesehen. Jedoch war es in den letzten 3 Jahren seines Bestehens ständig überbelegt. Folgende Zahlen beweisen es:

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