Pleißner, Sommer, Blank u. a. In der Zeit der Hinrichtung standen alle Häft­linge auf dem Appellplatz angetreten und mußten laut singen. Damit sollte die Exekutionssalve überhört werden, aber in Buchenwald waren so viele Augen, denen man nichts verheimlichen konnte. Dieses Singen und Stehen am Appellplatz wiederholte sich noch mehrmals. Bei den Erschießungen, die zwei- bis dreimal in der Woche durchgeführt wurden, mußte die Arbeit von 2500 Häftlingen der Werkstätten eingestellt werden. Koch suchte nach einem Ausweg. Er ließ den ehemaligen Pferdestall außerhalb des Lagers zu einer Genickschuß- Mordanlage ausbauen, die je nach den gemachten Erfahrungen immer moderner ausgebaut wurde. Zu den Erneuerungen wurden Häftlinge als Arbeitskräfte herangezogen. Somit waren wir über die Einrichtungen der Genickschußanlage ziemlich gut unterrichtet. Ahnungslos kamen die Opfer, in der Mehrzahl sowjet- russische Kriegsgefangene, in Autos und Omnibussen nach Buchenwald, aus Erfurt und Weimar. Dienstags und donnerstags kamen gewöhnlich die Transporte. Dieselben wurden sortiert und ein Teil zum Hin­schlachten geführt. Hunderte wurden meistens nachts getötet. Das Mord­kommando der SS, genannt ,, Abt. 99", erschoß schätzungsweise 7000 Sowjet­soldaten. Diesem Mordkommando gehörten an: Die SS- Leute Tauratshofer, Kott, König, Möckel, Pleißner, Berger, Blank, Schäfer, Bruno Michael, Kelz, Kluẞmann u. a.

Aus Erzählungen von SS- Leuten, die an den Erschießungen im Pferdestall teilnahmen und sich gegenseitig informierten, was von Häftlingen belauscht wurde, weiß man folgendes über die Vornahme der Erschießungen: Am West­eingang des Pferdestalles wurden die Opfer aus dem Auto geladen. Im großen Zimmer, unter Aufsicht von mit MP bewaffneten SS- Leuten mußten sie sich nackt auskleiden. Wertsachen, Papiere und Erkennungsmarken an einem Tisch abgeben. In dem Raum befanden sich auch zwei Lautsprecher, die ständig überstarke Musik gaben. Dann wurden die Todgeweihten durch gepolsterte Doppeltüren in das weißgestrichene, sogenannte Arztzimmer ge­jagt. Hier wurden sie von den in weißen Mänteln als Ärzte verkleideten SS­Führern einer Gesundheitsuntersuchung unterzogen. Nach Namen, Beruf, und ob Familienvater usw. befragt, wurden sie anschließend in den Mordraum zum Messen der Körpergröße geführt. Dort eine Meßlatte, in welcher sich ein senkrechter Schlitz befand. Davor lag am Fußboden ein eiserner Rost. Hinter der Meßlatte war der gepolsterte Schießkasten, darinnen 2 SS- Leute. Einer lud die Pistolen, der andere gab, wenn das Opfer sich zum Messen stellte, auf ein Klopfzeichen, durch den Schlitz der Meßlatte den Genickschuß ab. Danach wurde die Leiche von Häftlingsleichenträgern herausgeschleppt, der Raum mit Wasser abgespritzt und das nächste Opfer konnte folgen. Wie es sich die SS- Leute lobend berichteten, gab es jede Minute einen Toten. Um die

26