Opfer in dem Zimmer nichts erkennen zu lassen, waren deshalb an der Decke zwei starke Blendlampen angebracht. Am Kugelfang waren verschlissene Decken aufgehangen, um die Einschläge zu maskieren. Diese SS- Mörder be­kamen nach jeder Mordnacht besondere Zulagen an Schnaps und von der Kommandanturküche 250 g Wurst und ein halbes Brot. Jeden Monat hatte die Abteilung 99 einen Saufabend, an welchem der Kommandant und der Polizeipräsident Henning aus Weimar teilnahmen.

Auch im Pferdestall waren die SS- Banditen dauernd besoffen. So kam es, daß manche Schüsse nicht gut trafen und die Opfer halbtot weggeschleift wurden. Mit dem Lastauto wurden die Leichen nach dem im Lager befindlichen Kre­matorium gebracht und durch einen Schacht in den Keller geworfen. Hier gab es Fälle, wo die Verwundeten wieder zum Bewußtsein kamen und zu flüchten versuchten. Sie wurden dann von der SS und den beiden im Krematorium arbeitenden deutschen kriminellen Häftlingen mit einer Holzkeule erschlagen. Ein besonders abscheulicher Fall ereignete sich im Februar 1942. Ungefähr. 400 sowjetische Kriegsgefangene wurden zum Pferdestall gebracht. In der anliegenden Reithalle entkleidet, sagte man ihnen, sie seien verlaust und be­kämen andere Kleider. Bei 150 Mann stand scheinbar die Erschießung noch nicht fest. Diese wurden nachts unbekleidet von der SS ins Lager getrieben ( 10 Grad Kälte). Bei dieser Gelegenheit wollten einige, die vielleicht schon ahnten, was man mit ihnen vorhatte, flüchten. Sie wurden sofort zusammen­geknallt. Der Weg von der Reithalle bis zum Lager beträgt 600 m. Im Lager wurden die Gefangenen in der Desinfektion bekleidet und auf Block 30 ge­schafft. Dort wurden sie streng isoliert gehalten und in den nächsten Tagen gruppenweise erschossen.

Auf Befehl des Lagerkommandanten wurden Ende November 1941 die deut­schen politischen Häftlinge Walter Krämer und Karl Peix, nachdem sie seit 3. November 1941 bereits in Arrest gehalten worden waren, nach Goslar übergeführt, angeblich, um dort bei einem Außenkommando zu arbeiten. Der Kommandoführer dieses Kommandos war der berüchtigte SS- Hauptscharführer Hans Blank.

Diese beiden Deutschen hatten folgendes verbrochen: Am 18. Oktober 1941 wurden 2000 russische Kriegsgefangene in einem vollkommen unterernährten Zustand in das Lager gebracht. Peix und Krämer, die damals den Häftlings­krankenbau leiteten, leisteten den Russen die erste Hilfe trotz Verboten und Einschränkungen, gaben ihnen übriggebliebenes Essen und retteten damit vielen das Leben. Das war ihr erstes Verbrechen. Das zweite bestand darin, daß sie sehr viel wußten über die Gift- und Injektionsmorde der Lagerärzte, und auf die Dauer also unbequem wurden. Schließlich wurden sie noch von einem kriminellen deutschen Häftling verzinkt, sie würden den Moskauer

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