Leiche wurde in der Kommandantur unter Blumen aufgebahrt. Seine Familie durfte zu dieser Zeremonie erscheinen. Der Lagerführer Artur Rödel persönlich sprach im Namen des Kommandanten der Frau Heilmann sein tiefstes Beileid aus. Die Leiche wurde nicht freigegeben. Hier lag der Haken. Heilmann war nämlich im Bunker ermordet worden.
Am 3. Mai 1940 wurde Rudi Arndt, Mitglied der ZK des KJVD im Steinbruch erschossen. Er war bei der Lagerführung als Organisator der Antifaschisten Buchenwalds verzinkt worden. Die Verräter, Denunzianten und Schädlinge aus den Reihen der Häftlinge entgingen ihrer gerechten Bestrafung nicht.
Der Sommer 1940 stand im KL Buchenwald im Zeichen des Hungers einerseits und andererseits im Zeichen von Einzelliquidierungen führender Persönlichkeiten aus dem antifaschistischen und demokratischen Lager, vor allem Österreicher. Am 23. Juli 1940 flogen zum ersten Male einige englische Flieger über das Lager. Es war nachts, ein Flugzeug kreiste mehrmals über unseren Baracken und warf dann 3 Bomben in das Gebiet der Offiziershäuser. Sofort gab der Kommandant Koch einen typischen Nazibefehl heraus. ,, Die Angriffe auf Gefangenenlager werden häufiger. Bei Luftalarm haben sich alle im Lager befindlichen Häftlinge sofort in die Baracken zu begeben. Wer sich auf der Lagerstraße bewegt, wird erschossen. Häftlinge, die außerhalb des Lagers arbeiten, haben sich sofort mit dem Gesicht auf den Boden zu legen und dürfen sich erst auf Befehl der SS- Posten erheben. Wer sich vorher erhebt, wird erschossen. Auf meine Anordnung wurde die SS mit schweren Infanteriewaffen und Handgranaten verstärkt ausgerüstet. Ich habe Befehl gegeben, jede Panik oder Widerstand im Lager im Keime zu ersticken." Etwa Mitte August 1940 wurden erneut über 1000 Polen unter den Schlägen der Weimarer Polizei und der SS nach Buchenwald gebracht. Dieselben wurden wiederum in das kleine Polenlager hineingestopft. Bei ihrem ersten Arbeitseinsatz im Steinbruch wurden von ihnen 11 erschossen. In ca. 3 Monaten waren sie auf etwa 300 Mann dezimiert. Ein besonderes Kapitel sinnloser Menschenmörderei war das Aufhängen hunderter polnischer Zivilarbeiter, welchen zur Last gelegt wurde, mit deutschen Frauen intim verkehrt zu haben. In vielen Fällen waren es junge Burschen, die von älteren deutschen Frauen verführt worden waren. Diese Opfer befanden sich einige Tage, manchmal auch Wochen im Lager. Man verlud sie auf Autos und hängte sie in den betreffenden Ortschaften, wo sie gearbeitet hatten, öffentlich auf. Die Zivilbevölkerung wurde gezwungen, an diesen öffentlichen Exekutionen teilzunehmen.
Am 2. Juli 1940 kamen die ersten 216 politischen Gefangenen aus Holland an, darunter führende Staatsbeamte. Sie wurden nach 16 Monaten in ein
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