bis zu 80 Jahren. Sie schliefen auf schnell zusammengezimerten Holzpritschen ohne Strohsack, auf dem blanken Holz mit einer nationalsozialistischen VistraDecke. Am schlimmsten verfuhren die Nazis mit den sogenannten polnischen Heckenschützen. Diese wurden auf dem gleichen Gelände, es handelte sich um 150 Mann, in einem besonderen Stacheldrahtkäfig untergebracht, in einer Größe von 6 mal 8 Meter. In diesem Käfig befand sich eine Bretterhütte als Schlafraum, in die es einregnete. Tagsüber durfte diese wind durchlässige baufällige Bude von den armen Kerlen nicht betreten werden. Sie mußten auf dem kalten Erdboden liegen, ohne Decken. Während die übrigen in dem ,, Vernichtungslager für Polen" Befindlichen 300 g Brot und 11 Wassersuppe täglich bekommen, erhielten die ,, Heckenschützen" nur 150 g Brot und 1/2 1 Wassersuppe täglich. Von diesen 150 polnischen Kameraden ist nur ein einziger am Leben geblieben. Alle anderen sind elend verhungert oder erfroren oder von der SS erschlagen worden!
Hier setzte schon rein aus Humanität die gefährliche Hilfe der deutschen Antifaschisten des KL Buchenwald wieder ein. Nachts, wenn es dunkel war, wurden Posten ausgestellt, die die Umgebung zu beobachten hatten, und dann wurden Lebensmittel, Wolldecken sowie Kleidungsstücke über den um das Polenlager besonders aufgebauten Stacheldrahtzaun hinübergeworfen. Nach etwa 3 Wochen wurden ca. 500 der Insassen des Polenlagers in das übrige Lager übergeführt. Es waren vor allem Kameraden aus Oberschlesien, Posen und Westpreußen. Außerdem noch etwa 200 Jugendliche unter 15 Jahren. Aus dem Pollenlager wurden täglich zwischen 60 und 80 Leichen herausgetragen. Das Kommando in diesem Friedhof hatten die SS- Leute Hans Blank und Eduard Hinkelmann.
Auf nachhaltige Vorstellungen zweier politischer Häftlinge aus dem Krankenbau, Walter Krämer und Karl Peix, beim Lagerarzt, daß dieses Polenlager eine Seuchengefahr für das ganze Lager bedeute, wurde der Arzt beim Kommandanten vorstellig, und nachdem die Heckenschützen alle, bis auf einen Mann, ausgestorben waren, wurde Ende Januar 1940 das Polenlager aufgelöst. Die am Leben verbliebenen Häftlinge, abgemagert wie Skelette, wurden von allen Seiten unterstützt, vor allem von Landsleuten aus Oberschlesien, die als Deutsche bereits im Lager waren. Wieder waren es unsere Kameraden aus dem Häftlingskrankenbau, die dén am meisten Heruntergekommenen sofort im Revier, trotz aller Verbote und Gefahren, Hilfe und Behandlung zuteil werden ließen. Leider ist ein Teil dieser ausgemergelten Polen auf Anordnung der Kommandantur in den Steinbruch zur Arbeit geschickt worden, wo sie natürlich infolge ihrer Körperschwäche den Strapazen, 10 Stunden täglich im Laufschritt Steine zu tragen, nicht gewachsen waren. Eines Tages versuchten etwa 30 polnische Kameraden in ihrer Verzweiflung durch die Postenkette zu
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