bekanntgewordenen Verbrechen zu rechtfertigen. Man versuchte in den Zeitungen und im Rundfunk nachzuweisen, daß im KZ ausschließlich Verbrecher stecken. Die wirklichen Verbrecher jedoch waren in der Regierung und ihren Organen. Infolge Mangels an Wasser war im Lager zu dieser Zeit auch noch Bauchtyphus ausgebrochen, der sich in den umliegenden Ortschaften verbreitete. In den Zeitungen wurden Seuchengebiete bekanntgegeben und gesperrt. Die Sterblichkeit stieg rapid an. Durch diesen Ausbruch der Seuche mußte eine viermonatliche Quarantäne über das Lager verhängt werden. Niemand durfte mehr das Lager verlassen. Gearbeitet wurde nur innerhalb der Postenkette und an der Kläranlage in Berlstedt. Die vom Typhus Befallenen wurden in eine Isolierbaracke gebracht, und nicht etwa geheilt, sondern mit der von Anfang an bei der SS üblichen Medizin ,, Tod" auskuriert. Am Ende der Quarantänezeit bekamen wir eine Kostzulage, um ein allzu großes Aussterben der dringend benötigten Arbeitssklaven zu verhindern.
Ende Juli 1938, an einem Sonntagvormittag, mußte plötzlich das ganze Lager auf dem Appellplatz antreten. Jeder war gespannt, was es wohl wieder geben würde, daß wir heute, am Sonntagvormittag, nicht zu arbeiten brauchten. Alles mußte sich auf Befehl des Kommandanten blockweise aufstellen und splitternackt ausziehen. Die Kleider mußten auf ihrem Platz liegengelassen werden. Wir wurden alle auf die Seite zusammen auf einen Haufen getrieben. So standen wir einige Stunden, während die SS alles durchsuchte, Kleider, Schränke, Schachteln, Strohsäcke, kurz, die sämtlichen Baracken von oben bis unten. Nach dieser Durchsuchungsaktion war ein fürchterlicher Verhau im Lager. Bis zum Abend mußte alles wieder in Ordnung sein. Kein Strohhalm der aufgeschlitzten Strohsäcke durfte noch irgendwo zu sehen sein. Die Durchsuchung galt einem Photoapparat und Negativen. Angeblich war der Galgen mit dem Erhängten, der 3 Tage zur Schau gehalten wurde, photographiert worden und die Bilder in der Auslandspresse veröffentlicht. Zuerst wurde der damalige Capo der Photoabteilung, ein unerschütterlicher Antifaschist namens Walter Opitz, verdächtigt, Negative aus dem Lager geschmuggelt zu haben. Man sperrte ihn sofort in Arrest und versuchte mit den niedrigsten Foltermethoden ein Geständnis aus ihm herauszupressen. Umsonst, umsonst! Opitz starb als ein weiteres Opfer des berüchtigten SS- Arrestaufsehers Sommer einen grauenhaften Tod.
Den Höhepunkt der Zusammenarbeit der kriminellen Elemente im Lager mit der SS bildete die Judenaktion im November 1938.
Nach Erschieẞung des deutschen Legationsrates vom Rath in Paris verhafteten die Nazis Tausende von Juden in Deutschland. Nicht nur das, sie plünderten auch deren Wohnungen aus und stahlen was sie konnten. Im KL Buchenwald wurden für die eingelieferten etwa 10000 bis 15000 Juden fünf provisorische
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