halbfertigen Gebäude, der späteren Wäscherei, unter. Niemand durfte sich ihnen nähern. Trotzdem haben wir Wege zu ihnen gefunden, um sie zu in­formieren, wo sie sich befanden und wie sie sich zu verhalten haben. Einige davon hatten nämlich versucht, sich gegen die Mißhandlungen zur Wehr zu setzen. Sie wurden kurzerhand erschossen.

Kameraden, die erst in den späteren Jahren in das KZ Buchenwald kamen, können sich das gar nicht mehr vorstellen, wie der Terror in der Periode des Aufstiegs der Nazi wütete. Täglich kamen Dutzende in die Strafkompanie, wo eine besonders strenge Hausordnung herrschte, wo alles im Laufschritt ge­macht werden mußte, wo die schwersten Arbeiten verrichtet werden mußten. Hunderte sind an den Strapazen umgekommen. Damals sah man täglich an den seinerzeit noch zahlreichen Bäumen auf dem Appellplatz Häftlinge an den Haken hängen, mit den gefesselten Armen hinter ihrem Kopf. Täglich wurden Auspeitschungen in aller Öffentlichkeit vorgenommen. Wegen Ein­stecken der Hände in die Hosentaschen während des Appells bei größter Kälte konnte man 25 Stockhiebe auf das Gesäß erhalten. Wegen Sprechen während des Appells, wegen schlechten Bettenbaus, wegen nicht geputzter Schuhe und dreckiger Kleider( in einem Lager, wo keine Straßen vorhanden waren, wo überall nur schmieriger, dreckiger Lehm klebte, und nachts vor 10 Uhr keiner ins Bett kam) gab es dafür 25 Stockhiebe. Es gab Fälle, wo den Häftlingen bei diesen Auspeitschungen durch zu starkes Schlagen die Nieren abgeschlagen worden sind. Es gab Fälle, wo Häftlinge, die vor Schmerzen die verabreichten Hiebe nicht laut mitzählen konnten, eine Son­derzulage von nochmals 10 oder 15 Hieben erhielten. Ein Fall des sogenann­ten Baumhängens bleibt mir ewig in Erinnerung. Ein älterer Mann aus Köln, der versuchte, seinem Untergang durch Fernbleiben von der Arbeit zu ent­gehen, wurde dafür 2 Stunden an einen Baum gehängt. SS- Unterscharführer Ludwig und der Berufsverbrecher Richter hängten sich an diesen hängenden Häftling gleichzeitig. Dadurch wurden dessen innere Organe wahrscheinlich zerrissen. Dieser Bedauernswerte starb nach zwei Stunden unter fürchter­lichen Qualen am Baume hängend. Das sind Tatsachen, die ich mit eigenen Augen ansehen mußte.

Am 13. Mai 1938 spielte sich eine neue Tragödie im KL Buchenwald ab. Von einem Außenkommando des Lagers, Kläranlage Berlstedt, flüchteten 2 Häftlinge, der politisch Rückfällige Peter Forster und der kriminelle Häftling Balgat z ki. Beide waren entschlossene Kerle, die sich sagten, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Sie erschlugen den sie bewachenden SS- Mann Kalweit mit einem Spaten und nahmen auf die Flucht dessen Waffe mit. Ungefähr nach 3 Stunden wurde von der SS die Flucht bemerkt. Als Repressalien wurden sofort auf Anordnung des

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