Bei unserer Ankunft wurde das Wasser noch aus den umliegenden Dörfern mittels Tonnen herangebracht. Wie die Versorgung für ca. 1900 Häftlinge aussah, läßt sich leicht ausdenken. Es ist vorgekommen, daß sich Kameraden aus Durst das Leben nahmen! Verschiedene haben sich erhängt, andere sind durch die Postenkette gelaufen, weil sie wußten, daß sie dadurch ohne Anruf sofort erschossen werden und einen kurzen Tod sterben.

Als nach ungefähr 14 Tagen eine provisorische Wasserleitung gebaut war, pumpte man aus dem Dorf Hottelstedt ungenießbares Wasser auf den ca. 480 m hohen Ettersberg. Wer davon trank, bekam einen fürchterlichen Durchfall. Viele von den Erkrankten sind, da jede ärztliche Behandlung fehlte, gestorben. Schonung gab es damals nicht. Jeder mußte arbeiten, selbst wenn er schon am Umfallen war. Wer sich krankmeldete, wurde beim Morgenappell dem Lagerführer Weiseborn vorgestellt. Er entschied durch Faustschläge und Fußtritt, was mit dem kranken Häftling zu ge­schehen habe: ,, Du alte Drecksau, in den Steinbruch mit Dir, dort kannst Du verrecken..." Die Folge davon war, daß sich fast niemand krank­meldete, wenn er auch ernstlich krank war.

Ein besonderes Kapitel war die Antreiberei und die Menschenvernichtung in den zwei Steinbrüchen und beim Bau der Führerhäuser. Mit primitiven Werkzeugen wollte die' Lagerführung die höchsten Leistungen heraus­schinden. Es wurden für den Bau der Führerhäuser und der SS- Kasernen kurze Termine festgesetzt. Das Kommandantenhaus mußte am 10. Oktober 1937 beziehbar sein. Mitte August wurde der 1. Spatenstich von den Häft­lingen getan. Was dies für Häftlinge, die mit Schaufel und Pickel aus­gerüstet waren, bedeutete, ist bei der Bodenbeschaffenheit im Ettersberg, wo Lehm und Kalkstein vorherrschen, kaum vorstellbar. Die Fundamente beim Kommandantenhaus wurden auf folgende Tiefen gegraben: Südost­und Nordseite 6 m, Westseite 4 m in 30X40 m Ausmaß. Die Bewachungs­mannschaft und der Kommandoführer waren besonders herausgesuchte SS- Leute. Ihr Auftrag bestand darin, die Häftlinge insbesondere mit Schlägen anzutreiben. Man versprach diesen SS- Sadisten Karriere, Urlaub und Prä­mien nach Fertigstellung des Kommandantenhauses. Jeden Tag um 10 Uhr vormittags erschienen Koch und Weiseborn auf der Arbeitsstelle. Sie be­obachteten genau die Arbeitsbewegungen der Häftlinge. Wagte es einer, seinen Körper gerade aufzurichten oder seine Schaufel vom Lehm zu reinigen, so wurde er sofort als faul aufgeschrieben. Am Donnerstag gab es dann 25 Stockhiebe auf den Hintern. Als Zugabe mußte der Betreffende dann noch am Sonntag bis 22 Uhr ohne Verpflegung am Tor stehen. Als besonders brutal hat sich der schnell beförderte und später zum Arrest­aufseher avancierte SS- Mann Sommer ausgezeichnet. Ein politischer

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