Häftling aus Halle, welcher nach Verbüßung seiner Zuchthausstrafe von vier Jahren nach dem KZ überführt worden war, wurde am ersten Tage seines Aufenthaltes in Buchenwald von jenem Sommer mit Fußtritten und Schlägen so mißhandelt, daß er daran noch in derselben Nacht verstarb. Es hatte geregnet, der Boden war vollkommen aufgeweicht, der Lehm klebte am Karrenrad. In diesem Zustand mußte der Karren vollbeladen mit nasser Erde von jenem Häftling im Laufschritt weggeschafft werden. Beim Bau des Kommandantenhauses haben sich ähnliche Fälle wiederholt ereignet. Trotzdem haben wir als politische Häftlinge den Mut nicht sinken lassen. Im Fundament dieses Hauses, von dem fast jeder Stein mit Häftlingsblut getränkt ist, liegt eine Flasche eingemauert. In dieser Flasche haben zwei politische Häftlinge, die das Haus mit aufgebaut haben, eine Postkarte gesteckt mit folgendem Text: Erbaut von Schutzhäftlingen Oktober 1937, gezwungen, aber nicht bezwungen!" Einer von den beiden Häftlingen, die diese Karte mit ihrem vollen Namen unterzeichneten, wurde 1940 entlassen. Erich Hoffmann aus Wuppertal sagte: ,, Lieber Alfred, heute, wo wir diese Urne einmauern, hat meine Tochter Geburtstag. Ich werde diesen Tag nie vergessen Hoffmann hatte am Gesäß furcht
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bare Narben durch die Mißhandlung der Gestapo. Diese Worte: ,, Gezwungen, aber nicht bezwungen", sind Tatsache geworden. Der andere Häftling, der diese Urne mit einmauerte, wurde am 11. April 1945 mit Hilfe der tapferen amerikanischen Armee zusammen mit 21 000 anderen Hitlersklaven aus der Tyrannei befreit. Wie ein tiefer grauer See liegen die Verbrechen der Nazibanditen vor meinen Augen, die einzeln wie grauenhafte Inseln aus demselben hervorragen. Diese Sadisten und feigen. Mörder haben sich mit ihren Verbrechen tief in unser Bewußtsein eingeprägt. Die Würde der Menschheit schreit nach Rache!
Steinbruch!
Dort mußten die Steine zum Bau der Offiziershäuser von den Häftlingen gebrochen werden. Tausende wurden dort erschossen und erschlagen oder sind an den Folgen der unmäßigen Ausbeutung an Erschöpfung gestorben. Die Loren, vollbeladen mit Steinen, mußten von den Häftlingen bei jeder Witterung ungefähr 400 m bei einer Steigung bis zu 60 Grad, unter Kolbenschlägen der SS, in die Höhe gezogen werden. An einer Lore zogen ganze 16 Mann. Eine Sklavenarbeit, wie sie selbst unter der Sklaverei bestimmt nicht vorgekommen ist. Dazu kamen noch die Witterungsunbilden, wie glühende Hitze im Sommer und nichts zu Trinken und eisige Kälte im Winter ohne genügende Schutzkleidung. Wer vor Erschöpfung bewußtlos wurde und liegenblieb, wurde in den meisten Fällen erschlagen oder erschossen. Es ist aber auch vorgekommen, daß die SS- Posten die Besinungs
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