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mit kalter Routine, mit demselben organisatorischen Ge­schick, mit dem man sonst ein nützliches Gewerbe be­treibt, gleichsam mit wissenschaftlicher Gründlichkeit.

Planmäßig wurden die wirksamsten Vernichtungs­werkzeuge ausprobiert, vervollkommnet. Wettbewerbe für Verbrennungsöfen wurden ausgeschrieben. Mit deut­scher Gründlichkeit wurden die Anzüge, Schuhe, Klei­dungsstücke sortiert und verwertet. Alle Opfer gingen nackt in den Tod. Mit barbarischer Exaktheit wurden den Opfern gleich nach der Vergasung die Goldzähne ausgebrochen und waggonweise im Depot der Reichs­bank auf das Konto der SS deponiert.

Wie es dabei zuging, beschreibt einer der Augen­zeugen im Belsener Prozeß. Nachdem die Opfer im Kipp­lastwagen vor dem Krematorium ausgeleert und mit Stockhieben und Püffen in zwei niedrige Gaskammern hineingetrieben worden waren, wurden nach Minuten des Heulens und Schreiens, des Kämpfens und Hämmerns von Fäusten gegen die Wand, die Türen geöffnet.

,, Dann", so schreibt der rumänische Arzt Dr. Bendel, ,, begann eine wahre Hölle. Von der SS mit Stockschlägen angetrieben, bemüht sich das Sonderkommando schnell wie möglich zu arbeiten. Barbiere und Zahn­ärzte stürzten sich auf die noch warmen, mit Blut und Exkrementen besudelten Leichen, schnitten ihnen die Haare ab und zogen ihnen die Zähne. Die anderen schleppten die Leichen an den Knöcheln in die Gräben. Menschen, die früher ein menschliches Gesicht hatten, waren kaum noch wiederzuerkennen. Während das ge­schah, erschoẞ die SS eine Menge anderer Leute vor den Gräben, die nicht mehr in die Öfen hineingegangen waren. Nach eineinhalb Stunden war alles vorbei und ein neuer Transport kam und wurde liquidiert."

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Wohl am erschütterndsten kommt dieses geschäfts­mäßige und völlig gefühllose Morden zum Ausdruck in

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