-

109­

oder vor politischen Verschwörungen usw.; denn es sei Krieg, wie er erinnern wolle- und da fehle niemals viel, daß die geladenen Gewehre auch mal losgingen... also möge man sich hüten!

An sich war der Eindruck, den der gertenschlanke Mann in der gut sitzenden Uniform und seiner Haltung zu Pferde, dem kühnen Ausdruck seines Profils auf die Häftlinge machte, ein vollauf günstiger. Das war ein alter Soldat, sagten sie sich, ein Menschenkenner dem­nach, der derb zupacken kann, aber bedingungslose Gerechtigkeit walten lassen wird.... Wenn man eine Mißgeburt wie den Lagerleiter Aumeyer neben ihn hielt, war man sich im klaren. Schade, daß ein Lager­kommandant so selten etwas mit den Häftlingen direkt zu tun hatte.

Kaum war der Befehlshaber davongaloppiert, so nahm der Rapportführer die Einteilung der Neuen vor. Alle Invaliden kamen heraus. Zu ihnen auch Schmitz und der einarmige Reichstagsabgeordnete Schumacher. Sie gelangten teils in die Kartoffelschälerei, teils sollten sie Strümpfe stopfen... die jüngeren Leute kamen zu den, Planierungen' I, II und III. Die älteren von 40 bis 60 Jahren steckte man in den Steinbruch. Besondere Posten, zum Beispiel im Baubüro, die große Annehm­lichkeit boten, erhielt als Fachmann Seeger und als sein Gehilfe Franzl Kohlhofer, der damit wiederum Glück hatte.... Bert, Leo, Major Täubler, der große breite Riese, sowie Hofrat Streitmann aus Wien samt Sohn, kamen in den Steinbruch, Stillfried in eine der Planie­rungen.

Recht kennzeichnend für das Niveau der SS.- Leute, die hier unumschränkte Herren waren, verlief die Regi­strierung der, Roten', die sich anschließend vollzog. Für jeden wurde durch einzelne Scharführer ein besonderes Kartenblatt angelegt. Dabei kamen folgende Bemer­kungen zum Vorschein: ,, Was sind Sie?" wurde Seeger gefragt. ,, Architekt und Staatsrat!"- ,, Was heißt Staats­rat, das zählt bei uns nicht!"- ,, Ich erwähnte es auch nur, weil mich dies Amt ins Kz gebracht hat...."

-